"Die Touristen haben fast immer Euro dabei", sagt Jason Hennings, der das Restaurant "The EU" führt, "und an denen haben wir natürlich Interesse." Günstig sind die hausinterne Wechselkurse freilich nicht. Bei der legendären Discountkette Century 21 etwa hat der Euro trotz offiziellem Kurs von derzeit 1,47 Dollar nur 1,20 Dollar Kaufkraft. 24 Prozent hat die US-Devise gegenüber anderen Weltwährungen seit Jahresbeginn an Wert verloren. Das beflügelt nicht nur den Tourismus, sondern auch die Exporte. US-Produkte sind so konkurrenzfähig wie schon lange nicht.
Bei Flugzeugbauer Boeing kommen derzeit 70 Prozent der Bestellungen aus dem Ausland, mehr als doppelt so viele als 2001. "Keine Frage, der schwache Dollar kommt uns gelegen", kommentiert Marketing-Chef Randy Tinseth. Andere Konzerne schlagen ähnliche Jubeltöne an. Die jüngste Entwicklung der US-Handelsbilanz spricht für sich: Die Ausfuhren wuchsen im abgelaufenen Quartal um fast zwölf Prozent. Alles in allem hätten die Exporte mindestens ein Prozent zum nationalen Wachstum beigetragen, schätzt Volkswirt Nigel Gault: "Das ist ein Viertel unseres Bruttoinlandsproduktes." Entsprechend bedeckt halten sich die Politiker. Obwohl viele Staaten eine Währungsintervention fordern, sieht Washington der Dollarentwertung tatenlos zu. Den Ökonomen missfällt der Spießrutenlauf. Sie denken an die langfristigen Konsequenzen, beispielsweise bei der Finanzierung des astronomischen US-Haushaltsdefizites.
Bisher waren andere Länder bereit, die Schuld zu tragen, weil der Dollar als die sicherste Geldanlage der Welt galt. Nun aber verlieren die Gläubiger mit dem Sinkflug der Valuta Milliarden. Immer mehr wenden sich von den USA ab. Die kleine Volkswirtschaft Qatar senkte ihren Dollaranteil kürzlich auf 40 Prozent. Auch Russland hat bereits knapp die Hälfte seiner Reserven in Euro umgetauscht.