Hamburg - Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat in dramatischen Worten vor der Scientology-Organisation gewarnt. "Scientology arbeitet auch in Deutschland daran, politische Macht und Einfluss zu erringen", sagte Schäuble der Boulevardzeitung "Bild am Sonntag". Scientology, die viele Mitglieder unter Hollywood-Stars hat, kämpft seit Jahren dafür, in Deutschland als Glaubensgemeinschaft anerkannt zu werden.

Die Organisation sei als verfassungsfeindlich einzustufen, bekräftigte der Innenminister. "Wesentliche Grund- und Menschenrechte wie die Menschenwürde oder das Recht auf Gleichbehandlung sollen eingeschränkt oder außer Kraft gesetzt werden. Das demokratische System wird abgelehnt." Schäuble kündigte an, weitere Schritte gegen Scientology zu prüfen. Wichtig seien zudem "Aufklärung und Prävention".

Keine chance für Verbot

Die Konferenz der deutschen Landes-Innenminister hatte am Freitag die Prüfung eines Verbots von Scientology in Auftrag gegeben. Nach einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" sehen die Verfassungsschutzbehörden der Länder derzeit aber keine Chancen für ein Verbot der umstrittenen Organisation. Auch Politiker von CDU, SPD, FDP, Grünen und Linken äußerten Bedenken gegen ein Verbotsverfahren.

Schäuble drohte gegenüber der "Welt am Sonntag" auch mit einem Gesetz, um die Unternehmen zu einer Offenlegung der Managergehälter zu zwingen. Insbesondere astronomische Abfindungen für gescheiterte Firmenchefs hatten in Deutschland jüngst einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Schäuble wandte sich zwar gegen gesetzliche Begrenzungen von Managerbezügen, rief aber die Wirtschaft auf, "inakzeptabel hohe" Vergütungen selbst zu unterbinden. Einen Höchstlohn gesetzlich zu regeln, sei "völliger Unsinn", sagte Schäuble.

Nachdenkenswert seien jedoch "Transparenzregelungen, mit denen Aktienunternehmen vorgeschrieben würde, die tatsächlichen Bezüge ihrer Manager offenzulegen". Firmen, die sich hier verweigerten, "müssen gegebenenfalls durch entsprechende Gesetze dazu gezwungen werden", sagte Schäuble.

In die Debatte über Managerbezüge schalteten sich auch die Kirche und die EU-Kommission ein. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, forderte in der "Bild am Sonntag" eine Obergrenze für gerechte Löhne: "Wenn aus dem Gehalt eines Menschen mehr als 100 Arbeitsplätze finanziert werden könnten, und gleichzeitig in demselben Unternehmen aus Kostengründen Arbeitsplätze abgebaut werden, sprengt das jede Vorstellung von Gerechtigkeit". EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla sagte dem Blatt, wenn ein Manager das Hundertfache eines Arbeiters verdiene, sei die moralische Obergrenze "sicherlich überschritten". (APA)