Höhepunkt von Fidlers italienischer Reise 08: Caffe la Crepa in Isola Dovarese. Ich sage nur: Kalbsherz mit Schnecken!

Caffe la Crepa
Piazza Matteotti 13
Isola Dovarese (Lombardei)
0039 0375 39 6161

Einmal drei, einmal zwei Gänge mit Wein, Wasser, Kaffee: 75,50 Euro. Jeden Cent wert, auch hier.

Trattoria Al Ponte
Strada Ponte Oglio 1312
Acquanegra sul Chiese
0039 0376 72 71 82
Einmal drei, einmal zwei Gänge mit Wein, Wasser, Kaffee: 71 Euro.

fid

Ob in der wärmeren Jahreszeit in Isola Dovarese der Bär ein bisschen forscher steppt, kann ich nicht beurteilen. Abends in der kühleren Saison jedenfalls wirkt das Nest zwischen Mantua und Cremona ziemlich ausgestorben, besonders der große Hauptplatz mit den Arkaden und zumindest ebenso (unter der Woche) das Caffe la Crepa. Zu Unrecht, glauben Sie mir, beileibe nicht nur wegen der netten Polpette als Gruß aus der Küche.

 

Dreimaal toll

Drei Rufzeichen, Höchstnote in der Schmecks-Wertung, pflastern das Menü. Zum Beispiel für den Luccio (Hecht), mariniert, mit Paprikastückchen und Kapern. Höchstwertung auch für Dreierlei Aal, vor allem die dicke Scheibe, mitsamt seiner Haut mariniert (Biset nennt sich die Methode), bleich und optisch kein Genuss, aber umso mehr im Mund. Wonneseufz. Gehäutet und gerollt, auch nicht schlecht, nur geschlagen von der Aal/Gänseleber-Kombi im Tanglberg. Und einmal roh und unbehandelt, quasi als lombardisches Sashimi, auf Polenta. Sapperlott.

Roh geht die Küche weiter mit uns um, und das mit gutem Grund: Zu den Tagliolini mit Gemüse kommt ein Tatar vom Persico (Flussbarsch). Selber druntermischen, scheint uns die tauglichste Devise. Die Kombination gibt uns Recht. Nochmal drei Rufzeichen. Und gleich noch drei für die Testaroli, dicke, flaumige Teigstücke, mit Flussfisch (dessen Namen ich in den immer wonnezittrigeren Notizen leider nicht mehr entziffern kann), Parmesan, Pilze, Olivenöl.

Herzige Schnecken

Und noch einmal rückt das Rufzeichen in Dreierreihe aus: Schnecken und Kalbsherz in Kräuter-Umido mit Polenta. Die Kombination klingt vielleicht ein bisschen bemüht, zugegeben. Aber in ihrer Konsistenz sind Weichtier und Lebensmuskel hier enge Verwandte. Da schreckt mich vor Glück gar nicht, wenn eine der Schnecken noch wie direkt aus dem Leben gerissen mit den Fühlerchen von der Gabel winkt. Nein, sie war schon tot, aber halt sehr komplett.

A propos Schnecken: In der Gegend um Isola Dovarese hat Slow Food entweder einen besonders milden Kritiker (dagegen spricht das herausragende Erlebnis im Caffe la Crepa), oder man kocht hier tatsächlich allerorten so toll. Vier Schneckenlokale auf wenige Kilometer gehäuft, da musste der Fidler hin.

Rind statt Fisch

Gegen unseren zweiten Test in der Gegend, für mehr fehlte die Zeit, sind Isola Dovarese und das Caffe belebte Locations: In der Einschicht an einer Brücke, sonst weit und breit nur Felder (jedenfalls der nächtliche Eindruck), wir die einzigen Gäste in der Trattoria Al Ponte. Nach der Steilvorlage am Vortag kein leichter Stand bei uns.

Aalröllchen (mariniert) mit Rotweinzwiebeln verdienen zwei Rufzeichen, die sehr feste Fischterrine ist durchaus gut. Ein Rufzeichen bekommen die Caramelle mit Luccio, Kräutern, Öl und Parmesan. Denselben Fisch nach Art des Hauses bestellen wir als Hauptgang, viele Kräuter, viel Öl, Polenta, zwei Rufzeichen. Eines davon - jetzt reicht's aber mit dem Fisch - für die geschmorten Rinderbacken mit einem Hauch Anis. Keine Rede von au Backe, gar nicht übel.

Aber wenn Sie in der Gegend sind und sich entscheiden müssen: Sie wissen, wozu wir raten. Das bestätigt übrigens auch Schmecks-Kollege Jakob Winterberger, den wir umgehend nach Isola Dovarese geschickt haben zur Gegenprobe. A propos: Lange hier nichts mehr gelesen von dem Kollegen. Schade eigentlich.