Im selben Haus kann man beim Bruder des Wirten auch gut und relativ günstig übernachten: La Villetta in Pallazolo Sull'Oglio (zwischen Bergamo und Brescia).

Osteria della Villetta
Via Marconi 104
Palazzolo sull'Oglio
0039 030 740 18 99
Abendessen zu zweit mit Wein, Wasser und Kaffee: rund 90 Euro.

La Sosta
Via Sicardo 9
Cremona
00390372456656
Mittagessen zu zweit mit Wein, Wasser und Kaffee: 88,50 Euro.

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Groß sind die Erwartungen meist, wenn der Fidler eine Hymne eines Gastrokritikers studiert. Noch größer, wenn er dem Herrn Sodoma von seiner bevorstehenden Reise Richtung Bergamo berichtet, der Wirt des Vertrauens in den ersten Stock spurtet, mit einer DVD der 15 laut Gambero Rosso besten Wirte des Jahres 2007 mit familiärer Küche zurückkehrt und begeistert vom schlichten, ehemaligen Bahnhofsrestaurant berichtet, wo er so wahnsinnig gut gegessen hat. Dann kennt der Fidler kein Halten mehr.

Praktischerweise entpuppte sich das Bahnhofsrestaurant ohnehin als jene Osteria La Villetta, in der ich schon ein Gästezimmer für drei Tage gebucht hatte. Schmecks-Leser erinnern sich vielleicht an Herrn Rossi, der mein kulinarisches Glück suchte. Nun ist er selber dran, der Villetta-Wirt.

Der junge Kellner überzeugt uns von den fischigen Antipasti, Persico (Flussbarsch) und Pigo (Hecht) gebraten, sehr einfach, pur und gut. Die Minestrone ein herzhaft dicker Gemüsebrei mit ausgezeichnetem Olivenöl. Etwas dünner die Gemüsesuppe mit Kutteln, bis auf diese Einlage sehr dezent im Geschmack. Ein Secondo geht sich noch gut aus.

Ich will die Kalbsleber (die hellste und eine der besten meines Lebens), der Kellner verpflichtet mich, einen ihrer vielgerühmten Polpette dazuzunehmen. Viel Ei, viel Käse drin, bisschen Wurst zum Fleisch, etwas Salsa Verde. Schon sehr gut. Damit hatte ich nach Herrn Sodomas DVD schon gerechnet - dort wird das Fleischlaberl als Beispielgericht vorgeführt.

Also: Alles sehr gut, sehr einfach, aber irgendwie hatte ich mir nach Sodomas Begeisterung ein bisschen mehr Pfiff erwartet. Die Köchin, die ich auf der DVD fleischlaberlfabrizieren gesehen habe, kocht gerade nicht, verrät mir der Kellner, sie bekommt ein Kind. Vielleicht lag's daran.

Höchster Campanile, hoher Genuss

Weil die Kultur ja nicht zu kurz kommen soll: Cremona - mit Geigenmuseum (und für mich einer Ausstellung historischer Speisekarten gleich nebenan, leider ohne Katalog) und dem Torrazzo, dem höchsten Campanile Italiens (der, nebenbei bemerkt, laut Reiseführer dem süßen Torrone seinen Namen gab). Doch der Aufstieg auf die steinerne Variante kostet ordentlich Kalorien. Zum Glück weiß der Osteriaführer gleich ums Eck Abhilfe zu raten: "La Sosta" liefert herausragende Schnecken in Kräuterbutter (drei Rufzeichen von drei), ein sehr feines Filet vom Jungrind (Scottona, wenn wir das richtig notiert haben), mit Steinilzen alla Crema und gewaltigen Erdäpfelschnitzen. Bisschen viele Brösel beim Vorspeisenteller aus dem Meer (Mies- und Jakobsmuscheln mit Füllung, Scampi, Austern). Die Gnocchi mit (getrockneten) Steinpilzen ok, die Teigtaschen (Marubini) ai tre brodi, mit Hahn, Rind und Wurst, fein. Kann man durchaus weiterempfehlen.