Wien - In die Kategorie "sinnliche Baustoffe" - sollte es diese geben - passt dieses Material wie kein anderes: Duftend und weich, klebrig, schmelzend, form- und knetbar... Die Bienenwachsplatte, die die Firma bene dieses Jahr als Baumaterial für ihren Eat Art-Architekturbewerb gewählt hat.

Foto: bene

Und wie die vielfältigen, originellen Ergebnisse in diesem Jahr gezeigt haben, regt die Bienenwachsplatte nicht nur die Sinne, sondern wohl auch die Gehirnsynapsen an. Bisher wurde mit - ebenso sehr wohlschmeckenden, aber seinen Duft nicht sehr viel länger als über den Backtag hinaus verbreitenden und noch dazu sehr spröden - Lebkuchenplatten gebaut. Jetzt dürfen die von bene geladenen Architektenteams mit dem viel geschmeidigeren Baustoff im Maß 25x40 cm "Kollektionen" entwerfen.

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Alle 20 zum Thema My Space eingereichten Objekte beeindrucken durch "Originalität, Vielfalt und ihren Facettenreichtum im doppelten Wortsinn", freute sich die prominent besetzte Jury (Architekt Heribert Wolfmayr Architekten heri&salli, Redakteur Tom Cervinka Architektur & Bauforum und Bene Eat Art-Vorjahressiegerin Iris Kaminsky Büro Stelzhammer) bei der Kür am vergangenen Donnerstag.

Perfekte Form

Der Faszination für die "perfekte Form der Bienenwabe", verdankt Heinz Hamp nun den ersten Platz: "Ich wollte sie als Muster vervielfältigen." Das klassische Waben-Ornament ...

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...oder andere aus den strukturierten Wachsplatten geschnittene Formen können, wenn sie einmal auf die Malerrolle aufgebracht wurden, den "My Space" von unterschiedlicher Form und Größe - quasi bis ins Unendliche - definieren: biene collection 07: Mal's Dir aus!.

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Platz 2

...wie Bienen wirklich wohnen zeigte Norbert Steiner (Sputnic Architekten) vor und konnte mit diesem poetischen und witzigen Zugang die Jury überzeugen. Im Stapel der Bienenwachsplatten sah er das Haus der Bienen – und schnitt eine eintsprechende Form heraus.

Eine regelrecht rührende Idee, die die Sehnsucht nach dem eigenen Raum, nach dem persönlich Gestalteten im "Office" in sich trägt: Die fleißige Biene im individuellen Haus, statt im immergleichen Sechseck...

Passend dazu lud bene dazu ein, die neuen - individuell gestaltbaren - Lösungen für Großraumbüros zu besichtigen.

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Platz 3

Ebenso wie Heinz Hampf führte auch Architekt Bernhard Stefan die Bienenwachsplatten einer praktischen Anwendung zu: Gemeinsam mit der Biologin Sabine Gruber entwickelte er einen praktischen Raumteiler in Form von hängenden Tropfen.

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Honigtropfen ist ein Bio-Paravent aus Wachs, der sich alle Eigenschaften des Materials - elastisch, zäh, wohlriechend - zunutze macht und obendrein multifunktional - etwa als Pinnwand - einzusetzen ist.

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Wie im Vorjahr wurde ein Publikumspreis gewählt, der heuer die sinnlichen, poetischen, spielerischen, analytischen Zugänge um eine sehr konzeptuelle Variante des Themas "Open Space" ergänzt: Raum nach allen Richtungen offen zieht die Blicke durch die verführerisch duftenden Honigtrichter an und gibt in der Nahsichtigkeit den Blick auf ein sich vergnügendes Pärchen frei. Offen oder geschlossen, das definiert hier Entfernung und Betrachtungswinkel.

Abseits der vier Siegerprojekte zeigten sich aber auch noch gewisse Unsicherheiten mit dem neuen Baustoff. Sowohl von den Ideen als auch im Gebrauch des vielfältig gestaltbaren Materials steckt noch genügend - bisher noch nicht ausgeschöpftes - Potential. (Anne Katrin Feßler)

Nachlese: Einsamer Eisbär auf Lebkuchen-Scholle (Eat Art-Bewerb 2006)

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