Rund 25.000 LateinamerikanerInnen leben und arbeiten in Wien. Sie werden stereotyp mit Salsa- oder Folklore-Musik und Tanz, mit Machismo oder auch der Flucht vor der politischen Verfolgung wie in Chile in Verbindung gebracht.
Im Bild: Bolivianische Tanzgruppe Sangre Aymará.

Foto: Silverio Quimiz Barzola

Doch abseits aller Chile-Nostalgie - oder gerade in Erinnerung an die linken Ideale - wurde bei einer Veranstaltung am Wochenende in Wien vor allem die Solidarität mit heutigen MigrantInnen betont. Denn deren Situation ist keineswegs rosig, betonte José Conteras, der Präsident des Dachverbandes Lateinamerikanischer Vereine in Österreich im Haus der Begegnung im sechsten Wiener Bezirk.

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MigrantInnen - ob aus Lateinamerika oder sonstwoher - würden meist in den am schlechtesten bezahlten Jobs arbeiten. Und gerade im Fall der Illegalisierung würden MigrantInnen zu Menschen dritter Klasse gemacht, kritisiert Contreras. Der Dachverband fordere daher faire Behandlung, faire Gesetze und Schutz für die ImmigrantInnen.

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Soldiarische Grüße sandte auch die Gewerkschaft der Privatangestellten in der beigelegten "Solidaritätsadresse".

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Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurde die Situation dann ausführlich diskutiert - rechts Latinos und eine Lefö-Aktivistin, links die PolitikerInnen und in der Mitte die MA 17, die Gewerkschaft und Moderator Herbert Berger. Bei den früher Zugewanderten wurden eher nostalgische Erinnerungen wach: "Die Stadt hat mir so viel gegeben", erklärt Alejandro Peña aus Chile (dritter von rechts), der bereits im Alter von einem Jahr nach Österreich gekommen war. Dennoch, Ostern habe er erst im Kindergarten entdeckt, betont Peña die Bedeutung des Kulturaustauschs im Bildungsbereich.

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Auffällig war der Unterschied in den Erfahrungen der Zugewanderten: Wer in den 70er-Jahren nach Österreich kam, wurde nicht nur von einem anderen Klima, sondern auch von anderen Fremdengesetzen empfangen. "Das sind manchmal wirklich unmögliche Bedingungen", kritisierte der Kolumbianer Hernán Villamizar, derzeit als Physik-Student in Wien, den derzeitigen "wissenschaftlichen Kulturaustausch".

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Das betont auch die Lefö-Aktivistin Rosa Espinoza, die 1973 aus Chile flüchten musste: "Wir sind damals anders aufgenommen wurden, durfen gleich zu Schule, die Sprache lernen." Die heutigen Rahmenbedingungen seien ganz andere.

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Die PolitikerInnen beschworen seiner- bzw. ihrerseits nostalgische Einwanderungs-Erinnerungen an Osterteller und Weihnachtslieder. Sirvan Ekici (ÖVP Wien, Mitte) betonte die Bedeutung der Sprache und wollte auch die eigene Partei in die Pflicht nehmen, damit das Fremdengesetz 2007 möglichst bald evaluiert werde. Alev Korun von den Wiener Grünen kritisierte die Verschärfung der Fremdengesetze, aber bereits unter der SPÖ: "Es ist nicht gewollt, dass Menschen, die wie Sie und wie ich eingewandert sind, die gleichen Rechte bekommen." Und der SPÖ-Vertreter Beko Baxant forderte neben der Gesamtschule vor allem das kommunale Wahlrecht für MigrantInnen in Wien.

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Der Großteil des Publikums - darunter der bolivianische Botschafter Horacio Bazoberri (links) - harrte aus; einige flüchteten jedoch in den Vorraum und kritisierten die politischen Phrasen auf dem Podium: "Da ist ja sogar die spanische Politik besser."

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Zwischendurch bot die Veranstaltung jedoch auch Abwechslung: So wirbelte die bolivianische Tanzgruppe Sangre Aymara übers Parkett.

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Auch kulinarisch wurde man und frau ausgezeichnet versorgt: Quinoa-Auflauf, verschiedene Empanadas und andere Latino-Spezialistäten wurden verteilt.

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Marketingtechnisch bot die Veranstaltung jedenfalls einige Möglichkeiten: Bolivianisches war an einem Verkaufsstand zu erwerben.

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Der Matha Supermarket warb für "Alimentos y Bebidas de Latinoamerica" sowie für günstige Geldtransfers.

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Und Isabel Pedroso de Fletzer stellte in persönlichen Gesprächen ihren Internet-Modeschmuck-Shop "www.latinaschmuck.at" vor: Das aus fünf Latinas bestehende Unternehmen bietet per Internet aus Naturmaterialien gefertigten Modeschmuck an. "Vor drei Monaten wurde unsere Mini-Empresa gegründet", erzählt Pedroso de Fletzer, die seit neun Jahren in Österreich lebt. Vom Gewinn wollen die Frauen auch Kinder-Hilfsprojekte in Peru unterstützen.

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Musikalisch hellte die multinationale Band Cuba Va die Stimmung wesentlich auf - allerdings vor der Podiumsdiskussion.

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Nach der Diskussion löste sich die Veranstaltung langsam auf: Sperrstunde im Haus der Begegnung (red).

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