Jukka Ruuska leitet von Helsinki aus den Börsenbetrieb der vereinigten Handelsplätze.

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Wenn nichts dazwischen kommt, wird das Closing am 28. Februar vollzogen. Dann ist ein weiterer Konsolidierungsschritt in der weltweiten Börselandschaft und die Übernahme der nordischen Börsegesellschaft OMX durch die Nasdaq und die Börse Dubai abgeschlossen. Nach langwierigem Tauziehen hatten sich die beiden Börsenbetreiber darauf geeinigt, mittels eines komplizierten Deals ihren Streit um den skandinavischen Handelsplatz beizulegen. Die ausgeklügelte Transaktion sieht vor, dass Dubai die OMX um 32 Mrd. sKr (rund 3,5 Milliarden Euro) übernimmt und der Nasdaq gegen Bargeld und Aktien weiterverkauft. Anschließend werden Nasdaq und OMX zusammengeführt. "Was die OMX betrifft, so sehe ich das Ende einer Konsolidierungsphase" sagt Jouni Torasvirta, Präsident der finnischen Börse Helsinki, vor Journalisten in Helsinki.

Synergien freilegen

Bis dahin gilt es allerdings noch einige Hürden zu überwinden. Im Dezember müssen die Nasdaq-Aktionäre der geplanten Kapitalerhöhung zustimmen und das US-Treasury muss die arabische Beteiligung an der Nasdaq absegnen. Die im Jahr 2003 zur OMX fusionierten Börsen von Stockholm und Helsinki haben mittlerweile ein umfassendes Imperium von Island bis Litauen aufgebaut, Norwegen trat dem Bündnis als einziges nordisches Land nicht bei. Jukka Ruuska, Präsident OMX Nordic Exchange sieht die größte Herausforderung für die Fusion darin "die erwarteten Synergien auch freizulegen". Immerhin sind gerade sie es, die als gewichtiges Argument für den transatlantischen Zusammenschluss ins Treffen geführt werden. Die Nasdaq will einen Zusatzumsatz von 50 Millionen Dollar generieren und 100 Millionen Dollar – vor allem durch die gemeinsame Nutzung der IT – einsparen.

OMX rechnet sich größere Chancen aus

Der Zusammenschluss mit der Nasdaq tut dem nordischen Interesse im Osten keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Mit der Nasdaq im Rücken und der eigenen elektronischen Handelsplattform rechne man sich größere Chancen aus, sagt Torasvirta. Der Wiener Börse erwächst damit ein fast übermächtiger Konkurrent um die Gunst der Börsen der CEE-Region. Die Börsen Bratislava, Warschau, Sofia und Belgrad stehen in staatlichem Einfluss, Prag und Budapest haben nicht-staatliche Eigentümer. Für die Börse Laibach hat Wien Interesse bekundet, aber auch Warschau, die Deutsche Börse, OMX, und Euronext wollen einsteigen.

Dass der Platzhirsch in der nordisch-baltischen Region seine Fühler auch in den CEE-Raum ausstreckt, ist spätestens seit dem 2004 gezeigten Interesse an der Warschauer Börse kein Geheimnis. "Mit der neuen Regierung tut sich wieder etwas" sagt Torasvirta. Der Warschauer Finanzplatz soll nach dem politisch bedingten Stillstand zum Zentrum eines integrierten osteuropäischen Marktes entwickelt werden. Tatsächlich sucht die Börse in Warschau einen großen Partner, wie der Präsident der Börse Ludwik Sobolewski Anfang November in einem Interview mit der Zeitung "Rzeczpospolita" sagte. Ziel des Bündnisses sei es von polnischer Seite, "die Position der Warschauer Börse in der Region zu stärken". Dafür sei ein großer Partner notwendig, der "in einer anderen Liga spielt als wir". (Regina Bruckner)