Wien - Wenn ein reiches Land Klimaprojekte in ärmeren Staaten umsetzt, darf es sich die Zertifikate auf die eigene CO2-Bilanz für das Kyoto-Protokoll anrechnen. Was am Papier sehr sinnvoll und gut klingt, hat in der Praxis oft Mängel, zeigt eine Untersuchung, die nun vom World Wide Fund for Nature (WWF) präsentiert wurde.

"Stark verbesserungsfähig" lautet das Fazit des WWF nach der Untersuchung des sogenannten Clean Development Mechanism (CDM), in dem die Investitionen eines Industriestaates in klimaschonende Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern geregelt sind. Die Studie, die das deutsche Öko-Institut durchgeführt hat, zeigte, dass etwa 20 Prozent der Zertifikate, die sich die Industrieländer gutschreiben lassen, auch ohne CDM-Finanzierung durchgeführt worden wären.

Letztlich Emissionssteigerung

Der Effekt: Durch die Rechenmechanismen des Kyoto-Protokolls führe dies letztlich zu einer Steigerung der Emissionen. Schließlich würden sich die Industriestaaten die Maßnahmen als Kompensation anrechnen und entsprechend mehr Treibhausgase emittieren. Zudem zeigte die Studie, dass der Beitrag von CDM-Projekten zu einer nachhaltigen Entwicklung des Empfängerlandes unzureichend ist.

"Wir müssen aus den Erfahrungen lernen und das Instrument kurzfristig verbessern", betonte Juliette de Grandpre, Klimaexpertin beim WWF Deutschland. Wichtig sei es, für mehr Transparenz zu sorgen, die Methodik der Projekte und die unabhängige Kontrolle zu schärfen. Als Sofortmaßnahme schlägt der WWF vor, die Zertifizierungsabläufe strikter zu handhaben und vorgesehene Sanktionen stärker zu nutzen. Beim Klimagipfel in Bali müsse man außerdem ernsthaft über Verbesserungen dieses Instruments verhandeln, so die Umweltschutzorganisation. (APA)