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Foto: Archiv
Die einzigen Karten, die wir uns früher selbst gezeichnet haben, waren solche für imaginäre Schatzsuchen und Anfahrtsskizzen zu Festen, wenn diese an schwer erreichbaren Orten am Land stattfanden. Ansonsten waren Land- und Stadtkarten nützliche Behelfe, aber eine "Killer-Application"? Geh bitte.

"Einbürgerung" von Google-Maps

Aber das hat sich geändert, seit wir digitale Karten selbst für unsere Zwecke bearbeiten können, und andere Reisende Karten für uns herrichten. Die "Einbürgerung" von Google-Maps als erste voll an österreichische Bedürfnisse angepasste Google-Anwendung ist eine gute Gelegenheit, dieses Angebot nochmals unter die Lupe zu nehmen.

"Meine Karten"

Die statische, unveränderbare Karte von einst ist durch Googles "Meine Karten" zu einem persönlichen Werkzeug geworden, und besser noch: Wir können unsere individuelle Information anderen zur Verfügung stellen. Beispiele: Für eine Verabredung, Veranstaltung, Einladung etc. kann man auf Google-Karten einen Marker setzen; der Marker kann mit Information, Bilder, Links zu weiteren Online-Informationen versehen werden.

Dieser Ort kann schließlich per Mail verschickt werden; künftig auch direkt an Navigationsgeräte (derzeit spielen die Anbieter wie Google oder TomTom noch das bewährte Inkompatibilitäts-Spiel; Google bietet den Versand derzeit nur für BMW-Navisysteme an). Oder man kann die Karte mit individueller Information auf einer Webseite einbetten, z. B. als Anfahrtskarte zu einem Betrieb, einem Restaurant, einer Praxis, oder auch auf privaten Seiten.

Natürlich gibt es keine Grenzen, was die Zahl der Marker betrifft. So kann man von der Urlaubsreise individuelle Eindrücke sammeln, geografisch lokalisieren, anderen diese Karten als Reisegruß zuschicken. Man kann künftige Reisen generalstabsmäßig gemeinsam planen, mit der Familie, Freunden oder Reisegefährten, ohne sich zu Treffen verabreden zu müssen. Und man führt das Ergebnis stets mit sich mit: denn es ist online, von jedem PC aus zugänglich. Der Reiseführer kann auch ein individueller Lokalführer sein, den man im Freundeskreis herumreichen will, oder Bewertungen von Golfplätzen, oder was immer man für einer Leidenschaft nachgeht, die man mit anderen teilt.

Eine reiche Informationssammlung

Diese Art individueller Annotation macht Kartenmaterial zu einer reichen Informationssammlung - wenn man sich dazu entschließt, die persönlichen Markierungen einer größeren Allgemeinheit zugänglich zu machen. So kann man mit Google Maps z. B. nach einem Hotel, einem Restaurant, einer örtlichen Attraktion suchen und findet nicht nur offizielle Angaben, sondern auch zahlreiche private - nicht immer schmeichelhafte, wenn ein Angebot nicht den Erwartungen entspricht.

Enorme Entwicklungspotenziale

Nicht nur Google, auch andere Kartenanbieter wie der Navihersteller TomTom, setzen auf das enorme Entwicklungspotenzial, das aus der Mitwirkung vieler Menschen entsteht - im Englischen "Crowdsourcing" genannt, eine Ableitung von "Outsourcing", bei der eine Menschenmenge ("Crowd") die Arbeit übernimmt. Wikipedia hat im Lexikonbereich das Vorbild geliefert, jetzt werden diese Arten von User-Beteiligung auch in vielen anderen Bereichen fruchtbar.

Ein Update für alle

TomTom-Benutzer können Ergänzungen (z. B. die Eröffnung einer neuen Verbindung, wie die Autobahn nach Bratislava, oder "Orte von Interesse") ebenso wie Fehler mithilfe des Navisystems an TomTom melden. Dort werden die Angaben kontrolliert, und wenn ihre Richtigkeit bestätigt ist, werden die Informationen als Update an alle Benutzer weitergegeben.(Helmut Spudich/DER STANDARD, Printausgabe vom 29.11.2007)