Österreich sieht sich - vor allem seit dem Nein zur Kernkraft und dem Scheitern des Wasserkraftwerks bei Hainburg - als Umwelt-Musterland. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass ernsthafte Bemühungen um eine Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen schlicht nicht vorhanden sind. Weil wir eh so gut sind.

Stimmt aber nicht. Österreich befindet sich bei den Kioto-Zielen in der erlauchten Gesellschaft von Umweltvorreitern wie Spanien, Griechenland und Portugal. Statt spätestens ab dem kommenden Jahr 13 Prozent weniger CO2 auszustoßen, emittiert Österreich satte 18 Prozent mehr und müsste somit fast ein Drittel der Emissionen in ein, zwei Jahren einsparen, wo selbst ein einziges Prozent innerhalb eines Jahrzehnts nicht möglich war. Es fällt schwer, Bekräftigungen wie: "Wir schaffen das schon noch" auch nur halbwegs ernst zu nehmen.

Denn für das sich abzeichnende österreichische Klimadesaster sind vor allem der Verkehr und die Beheizung von Gebäuden verantwortlich. Nur die Industrie hat offenbar ihre Aufgaben erledigt: Seit 1990 ist das Emissionsniveau nahezu unverändert, obwohl die Produktion um ein Drittel gestiegen ist. Die Beteuerungen, dass hier nicht mehr viel möglich ist, ohne das Wachstum zu gefährden, klingen glaubhaft.

Doch beim Verkehr und den Wohnungssanierungen bewegt sich nichts. Eine Pkw-Maut oder ein (noch) höherer Benzinpreis werden aus wahltechnischen Gründen abgelehnt. Und bei den wärmetechnischen Sanierungen von Wohnraum sind die Landeshauptleute zuständig. Und die verwenden die Wohnbauförderung lieber als zweckungebundene Belohnungszulage, über die sie je nach Laune verfügen können. Viel CO2 also, und noch mehr heiße Luft. Beides gefährdet die Lebensqualität erheblich. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.11.2007)