Graz – „Wir haben auf alle, die sich auffällig benehmen, ein Auge“, antwortet Gerhard Lecker von der Grazer Kriminalpolizei auf die Frage, ob man auf die beiden Akademiker, die am Donnerstag bei einer Demonstration gegen eine Wahl-Veranstaltung von FPÖ und des rechtsextremen belgischen Vlaams Belang festgenommen wurden, schon länger ein besonderes Auge gehabt hätte. Die 34-jährige Frau, die sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus engagiert, erhob nach zwei Tage dauernder Haft schwere Vorwürfe gegen die Polizei im Standard.

Man habe sie erst am Freitag zu Mittag mit ihrer Anwältin telefonieren lassen, eine DNA-Analyse mit Zwang durchgeführt und ihr verschwiegen, dass Vertrauenspersonen sie sehen wollten. Die Polizei reagierte erst am Dienstag mit einer Aussendung auf diese Vorwürfe und tat sie als „haltlos“ ab. Anbei schickte man auch gleich ein Foto von Gegenständen mit, „die einer der Demonstranten bei sich hatte“: Zu sehen sind „eine Steinschleuder, zwei große Pflastersteine, mehrere kleine Steine, ein Leatherman und 250 Alulaschen“. Was die Aussendung verschweigt: Das Arsenal wurde nicht bei den beiden Akademikern beschlagnahmt.

Lecker bestätigte gegenüber dem Standard, dass die Gegenstände bei einem 18-jährigen, vermummten Demonstranten sichergestellt wurden. Dieser wurde allerdings nicht inhaftiert, sondern auf freiem Fuß angezeigt. Warum diese Unterschiede in der Behandlung? „Das hängt immer vom einschreitenden Organ ab“, sagt Lecker. Und nach der Abnahme der Dinge habe keine Tatbegehungsgefahr mehr bestanden.

Die wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung angezeigte Frau besteht weiter auf ihren Vorwürfen. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 28.11.2007)