Graz - Der Widerstand gegen Veranstaltungen der Rechten, entwickelt sich in Graz zur Tradition: Im Mai blockierten hunderte Studierende stundenlang den Campus der Uni Graz, um FPÖ-Chef H.-C. Strache am Betreten eines Hörsaals zu hindern. Neben den großteils friedlich Demonstrierenden fanden sich auch vereinzelte Bierdosen-Schmeißer und Vermummte ein. Ähnlich lief der Protest gegen einen Auftritt Filip Dewinters, dem Chef der radikalen Flamenpartei Vlaams Belang, am Donnerstagabend ab.

Im Zuge des Protestes wurden zwei Aktivisten, die sich seit Jahren - unvermummt - gegen Rechtsextremismus engagieren, festgenommen und erst am Samstag wieder enthaftet. Der Mann und die Frau waren Teil einer Menschenkette, die Gäste der FP-Veranstaltung am Betreten des Lokals hindern wollten.

DNA-Probe mit Gewalt

Die Frau, eine 34-jährige Akademikerin, übte am Sonntag gegenüber dem Standard Kritik an der Vorgehensweise der Polizei: "Ich habe erst nach zehn Stunden erfahren, was mir vorgeworfen wird und durfte erst am zweiten Tag meine Anwältin anrufen." Im Polizeianhaltezentrum am Paulustor habe man dann bei beiden eine erkennungsdienstliche Behandlung vornehmen wollen. "Ich habe das verweigert, weil man mir seit Stunden Grundrechte verweigerte und meine Forderung nach einem schriftlichen Bescheid ignorierte. Dann hat man mit Zwangsgewalt eine DNA-Analyse durchgeführt." Nur Fingerabdrücke konnte man nicht nehmen, weil sie sich passiv dagegen gewehrt habe.

Dass sich inzwischen draußen Freunde als Vertrauenspersonen anboten, erzählte man ihr nicht. "Und den Leute draußen sagte man, wir wollten niemanden sehen." Am Freitag sei man dann in die Haftanstalt Jakomini verlegt worden, wo sie nach der Einvernahme des Untersuchungsrichters am Samstag enthaftet wurden. Die Frau: "Wie ich die Anklage gelesen habe, hab ich geglaubt, mich trifft der Schlag: Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwere Körperverletzung." Man sei gegen die ausgestreckte Hand eines Polizisten angelaufen, soll es in der Anklage heißen. Für die Angeklagte absurd: "Wir standen so dicht gedrängt, ich hätte gar nicht anlaufen können."

Gerhard Lecker von der Polizeidirektion Graz ließ dem Standard ausrichten, dass noch keine Stellungnahme zu den Umständen der Haft möglich sei. (Colette M. Schmidt,DER STANDARD-Printausgabe, 26.11.2007)