Brüssel - Mit dem Satelliten-Ortungssystem Galileo, auf dessen Finanzierung sich die EU nach langem Tauziehen nun geeinigt hat, will Europa dem US-System GPS Konkurrenz machen. Ab 2013 soll Galileo einsatzbereit sein - und einen Teil des milliardenschweren Marktes erobern. Der Aufbau des Satelliten-Ortungssystem soll insgesamt 3,4 Milliarden Euro kosten. Nach Angaben der europäischen Raumfahrtagentur ESA könnten die Einnahmen die Investitionen mittelfristig aber vier bis fünf Mal übersteigen.

Die Aussichten auf dem Markt für Satellitentechnik sind verlockend: Lagen die Umsätze dort laut ESA im Jahr 2003 bei rund 20 Milliarden Euro, soll sich dieses Volumen bis 2020 auf 250 Milliarden Euro erhöhen. Gleichzeitig soll Galileo allein in Europa über 100.000 Arbeitsplätze schaffen. Trotz dieser guten Aussichten scheiterte der Plan bisher aber am Streit um die Finanzierung. Der Starttermin musste deshalb immer weiter nach hinten geschoben werden: War ursprünglich 2010 geplant, wird es nach der Einigung von Freitagabend nun wohl erst 2013.

"Auto-Pilot"

Für Verbraucher würde Galileo vielfältige Anwendungen bringen: Autofahrer können laut EU über ihre Fahrzeugnavigation vor Staus und Kollisionen gewarnt werden. Auch "Auto-Pilot"-Funktionen bei langsamer Fahrt sind demnach möglich. Nutzer von Bussen und Bahnen werden minutengenau über die Dauer von Verzögerungen auf dem Laufenden gehalten, und Handy-Kunden durch ihr Telefon ins nächste Restaurant gelotst. Bei Notfällen finden Rettungskräfte zum Patienten durch das Galileo-fähige Mobiltelefon. Und Straftäter werden bei Freigängen per elektronischer Fußfessel über das Galileo-Signal überwacht.

Gegenüber dem bereits weit verbreiteten US-System GPS zeichnet sich Galileo der EU zufolge durch eine höhere Genauigkeit und Verlässlichkeit aus. Anders als derzeit bei GPS sollen Ortungen auf den Meter genau möglich sein. Zudem gibt es eine Funktion, die darüber informiert, ob eine Nachricht oder ein Signal fehlerfrei angekommen ist. Brüssel verweist darauf, dass GPS in den vergangenen Jahren von den USA aus militärischen Gründen mehrfach ausgeschaltet wurde. Zugleich sind Galileo und GPS kompatibel. Fällt ein System aus, können Rettungskräfte oder Fluglinien künftig zur Ortsbestimmung auf das andere umsteigen. (APA/AFP)