Wien - Der vierte Tag im General Partners-Prozess hat am Donnerstag mit der Einvernahme des Hauptbeschuldigten Wolfgang Kössner begonnen. Der Hauptangeklagte macht dabei von seinem gesetzlichen Recht Gebrauch, eine zusammenhängende Sachverhaltsdarstellung abzugeben. Bis Mittag war Kössner mit seinen breit angelegten Ausführungen noch nicht fertig. Kössner bekannte sich wie alle anderen Mitangeklagten nicht schuldig.

Wolfgang Kössner, der als strategischer Kopf der General Parnters-Gruppe bezeichnet wird, wird von der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Pleite der General Partners-Gruppe das Verbrechen der Untreue und des gewerbsmäßigen Betruges vorgeworfen. Mit ihm angeklagt sind vier weitere ehemalige Vorstandsmitglieder sowie ein Prokurist der Gruppe. Für sie alle gilt die Unschuldsvermutung.

"Wertpapierrollen"

Wolfgang Kössner machte im Zuge seiner bisherigen polizeilichen Einvernahmen etwa im Gegensatz zu seinem mitangeklagten Bruder Martin Kössner keine konkreten Angaben zu den ihm angelasteten Vorwürfen. Wolgang Kössner soll laut Anklage gemeinsam mit den Mittätern so genanntes "Wertpapierrollen" betrieben haben und damit in Summe einen Schaden von etwa 7,6 Mio. Euro verursacht haben. Weiters wird Kössner dafür verantwortlich gemacht, mit fremden Vermögen praktisch wertlose Aktien gekauft zu haben.

In seinen bisherigen Ausführungen am Donnerstag versuchte Kössner, ein Bild über die Entwicklung und Struktur der General Partners-Gruppe zu zeichnen, von den Anfängen im Jahr 1992 mit der Gründung der Eastbrokers GmbH mit seinen damaligen Partnern Peter Schmid und August Andre de Roode, den nachfolgenden Akquisitionen der WMP Börsemakler AG und der Residenz Realbesitz AG, über den Einstieg der Kärntner Hypo Alpe Adria Bank (HAAB), bis zum Konkurs im Jahr 2001.

Aufbau eines Netzwerks

Eine der wesentlichen Fehlentwicklungen war laut Kössner die Entscheidung, gemeinsam mit dem Tschechen Martin Sumichrast und dessen Investmentfonds Czechfund eine Muttergesellschaft für die Eastbrokers-Gruppe zu etablieren, die in der Folge an der New Yorker Börse notierte Eastbrokers International Inc., der späteren Global Capital Partners (GCAP). Das habe zum Aufbau eines Netzwerkes geführt, das alle Hauptstädte zwischen Wien und Almaty, der Hauptstadt Kasachstans, umfasst habe. Dies habe nicht seine Zustimmung gefunden, er habe sich vom "Finanzarm" der Gruppe getrennt und sei nur mehr für den Immobilienbereich zuständig gewesen.

Nach sechs Monaten sei er von seinen Partnern ersucht worden, wieder einzusteigen, um die angelaufenen Problem der exzessiven Expansion bereinigen zu helfen. Nachdem der Finanzbereich intensive Kontakte mit der HAAB hatte, habe er dort die entsprechenden Gespräche geführt. (APA)