Im Streit um das von der Telekom Austria beworbene Triple-Play-Angebot - Festnetz, Breitband-Internet und Mobiltelefonie um 19,90 Euro pro Monat - sind der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT) und die Internet Service Providers Austria (ISPA) am Donnerstag in die Offensive gegangen. Die Grundgebühr für Sprachtelefonie gehöre gänzlich abgeschafft. Und um zukünftigen Marktmissbrauch zu vermeiden, solle die Telekom Austria in eine Netz- und Servicegesellschaft getrennt werden, so die Forderungen von VAT-Präsident Berthold Thoma. "Die Forderungen der alternativen Betreiber sind mehr als übertrieben", kontert Martin Bredl, Leiter der Unternehmenskommunikation von Telekom Austria, im Gespräch mit pressetext.

Ankündigung

Bredl verweist im Gespräch mit pressetext darauf, dass die Aktion vier Wochen vor Beginn angekündigt und das Vorleistungsangebot an die alternativen Anbieter entsprechend angepasst wurde. "Somit wäre für die Mitbewerber am Markt ein ähnliches Angebot durchführbar gewesen", argumentiert Bredl. Außerdem sei die Aktion zeitlich begrenzt und als Marketing-Maßnahme zu verstehen, um den Breitband-Markt in Österreich anzukurbeln, der im europäischen Vergleich hinterherhinke. Genaue Zahlen über den bisherigen Erfolg des neuen Angebots wollte Bredl auf Nachfrage jedoch nicht nennen.

Abschaffung

Als Konsequenz fordern die alternativen Anbieter nun eine generelle Abschaffung der Grundgebühr für Sprachtelefonie im Festnetz. "Wir fordern die Regulierung auf, die Grundgebühr für Sprachtelefonie im Festnetz ab sofort ganz abzuschaffen und damit europaweit eine Vorreiterrolle zu übernehmen." Dies soll einerseits günstigere Preise für die Kunden mit sich bringen, andererseits jedoch auch versteckte Querfinanzierungen zwischen Grund- und Gesprächsgebühren verhindern. Eine Fordergung, die für Bredl ins Leere geht, denn "wer finanziert denn dann den Netzausbau, der von der Telekom Austria mit hohen Investitionen Jahr für Jahr durch die Einnahmen aus der Grundgebühr getätigt wird".

Weiters wird eine strukturelle Trennung der Telekom Austria in eine Netz- und Servicegesellschaft gefordert. "Ein ähnliches Modell wurde bereits erfolgreich in Großbritannien umgesetzt und ist in Ländern wie Schweden und Italien gerade in Vorbereitung. Auch EU-Kommissarin Viviane Reding hatte diesen Weg kürzlich als Lösung gegen den Marktmissbrauch durch die ehemaligen Telekom-Monopolisten vorgeschlagen", so ISPA-Präsident Roland Türke. Für Bredl ist hingegen gerade der harte Wettbewerb in Österreich ein Zeichen dafür, dass eine strukturelle Trennung nicht notwendig ist. "Das wäre nur dann notwendig, wenn kein Wettbewerb möglich ist", so Bredl.

Gefährdung?

"Vor allem die Existenz lokaler spezialisierter Anbieter ist massiv gefährdet", bringt es Türke auf den Punkt. Daran ändere auch das nachgebesserte Vorleistungsangebot der Telekom Austria nichts. Mehrere Anbieter bereiten laut Türke derzeit Klagen gegen die Telekom Austria für den ihnen bisher entstandenen Schaden vor.

Hintergrund des aufgebrochenen Streits ist ein aktuelles Kombi-Angebot der Telekom Austria. Dieses wird am Markt weit unter jenem Preis angeboten, den alternative Anbieter auf Grund der von der Regulierung festgelegten Vorleistungspreise von ihren Kunden verlangen können. "Somit ist evident, dass die Telekom Austria ihren Kunden bisher eine weit überhöhte Telekom-Grundgebühr (15,98 Euro, Anm. der Redaktion) verrechnet hat. Jahrelang haben die Österreicher bis zu einer halben Milliarde Euro pro Jahr zu viel für die Telefon-Grundgebühr bezahlt", argumentiert der VAT. (pte)