Perspektiven
Manchmal ist das, worauf die Menschen auf Husseins Bilder schauen, gar nicht zu sehen. Auf manchen Fotos kann man aber erkennen, dass Hussein selbst Teil des Bildes ist und dass die Fotografierten versuchen, ihn als Überbringer von Botschaften zu nutzen. Der junge Mann etwa, der den Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen hebt, schaut dem Fotografen direkt ins Gesicht. Hinter ihm brennt ein US-Militärfahrzeug. Bilal Hussein hat schon lange nicht mehr diese Perspektiven aufgenommen. Er sitzt in der Camp Cropper Haftanstalt in Bagdad. Das US-Militär nennt ihn einen „terroristischen Medienagenten“.
Aber auch 19 Monate nach seiner Festnahme liegt noch keine Anklage gegen Hussein vor. Tom Curley, Generaldirektor der AP, ist der Meinung, dass die Haft ohne Anklage genau jene Rechtsstaatlichkeit untergräbt, die die Vereinigten Staaten im Irak aufbauen wollen. AP fordert die Freilassung des Fotografen.
"Propagandaunterlagen"
Das Pentagon hingegen ist der Meinung, Hussein sei aufgrund seiner Verbindung zu Aufständischen eine Gefahr für die Stabilität und Sicherheit im Irak, er habe als Terroragent AP infiltriert. So seien in Husseins Haus explosives Material, Propagandaunterlagen von Aufständischen und Überwachungsfotos von amerikanischen Militäranlagen gefunden worden. Husseins Fotos würden beweisen, dass er im Vorhinein von Bombenattentaten gewusst habe, weil er so schnell mit seiner Kamera zugegen war. Stichhaltige Beweise gegen den Fotografen hat das US-Militär allerdings noch nicht vorgelegt.