Foto: Matthias Cremer/DER STANDARD
Die Grünen haben über eine Verjüngungskur gestritten – mit wenig handfesten Ergebnissen. Von einer Quote für Neueinsteiger, wie vielfach gefordert, ist beim Bundeskongress am Wochenende keine Rede mehr. Junge sollen lediglich über Projekte geködert werden.

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Wien – Der 13. Dezember ist der große Tag. Alexander Van der Bellen feiert sein zehnähriges Jubiläum – als routinierter Chef einer routinierten Partei. Dementsprechend beschaulich legen die Grünen ihren Bundeskongress am kommenden Wochenende in Salzburg an: Leitanträge zu den Leibthemen Bleiberecht und Klimaschutz, keine hitzigen Personaldebatten, dafür viel Business as usual.

"Fehlt das Feuer"

Dabei blickt die Oppositionspartei auf kein gewöhnliches Jahr zurück. Immer wieder kassierte die grüne Chefetage Kritik aus den abgeordnete Johannes Voggenhuber kritisierte Mutlosigkeit und Gleichschaltung („Den Grünen fehlt jedes Feuer“), der Wiener Gemeinderat Christoph Chorherr mahnte personelle Erneuerung ein: Jeder dritte Kandidat bei Wahlen sollte künftig ein Newcomer sein, der nicht aus dem unmittelbaren Parteimilieu stammt. Bereits am nächsten Bundeskongress, forderte Chorherr im Sommer, müssten die Grünen die Weichen stellen. Drei Tage vor dem Parteitag in Salzburg stehen die Chancen dafür allerdings eher schlecht: Im offiziellen Programm ist Christoph Chorherrs konkreter Vorschlag kein Thema. Zwar gibt es zwei Anträge, die das Ziel haben, Jüngere innerhalb der Partei zu fördern, von einer Quote ist da aber nicht die Rede. Stattdessen wird ein „bundesländerübergreifendes ,Aktionsnetzwerk‘“ gefordert und auf Projektarbeit gesetzt. Die Anträge unterscheiden sich lediglich in Nuancen – etwa in der Einbeziehung der Bundesländer.

Vom Aufbegehren der Jungen ist wenig zu merken: Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny wirkt dementsprechend zufrieden. Man wolle künftig „junge Leute leichter bei den Grünen andocken lassen“, sagt sie. Und hofft, dass die „Länder sich stärker um den politischen Nachwuchs kümmern“.

Wortkarge Kritiker

„Erfinder“ Chorherr selbst verkneift sich dazu jede Wortmeldung: „Was ich sagen wollte, habe ich gesagt.“ Ähnlich zugeknöpft gibt sich eine andere Kämpferin für mehr Parteinachwuchs. Vor ein paar Wochen hatte sich die Wiener Gemeinderätin Marie Ringler noch vorstellen können, “jeden vierten Listenplatz“ Neulingen einzuräumen. Und jetzt? „Am Wochenende werden wir das ausführlich diskutieren“, sagt Ringler, vorher wolle sie dazu nichts sagen. Bundesrätin Eva Konrad, neben Ringler eine der Antragstellerinnen, glaubt so und so nicht an die Sinnhaftigkeit eine Quote:”In der Praxis ist die Umsetzung schwierig.“ Ihr Ziel sei es, dass der Nachwuchs „mehr und besonders gefördert wird“. Erst in zweiter Linie gehe es um Mandate.

„Die Anträge für mehr Junge sind nicht das Gelbe vom Ei“, sagt der Voralberger Klubchef Johannes Rauch, einer der Kritiker, die ihre eigene Partei „zum Gähnen“ fanden: „Aber die Botschaft ist angekommen, die Dinge sind in Bewegung.“ Dass die interne Schelte gefruchtet habe, zeige etwa die Debatte ums Bleiberecht, „wo die Grünen so aufgetreten sind, wie ich das von einer Oppositionspartei erwarte.“ Der Bundeskongress sei ein „Gradmesser“, ob es nun in dieser Tonart weitergehe, meint Rauch: „Ich werde einer von denen sein, die aufs Gas steigen.“ (Gerald John, Peter Mayr, DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2007)