Es sind wahrlich keine großen verbalen Neuigkeiten, die ich den p. t. Lesern heute unter diesem Stichwort vorstelle. Wer aber dieses Wörterbuch kennt, der weiß ja, dass der Chronist nicht davor zurückscheut, fallweise auch ältere Wortexemplare vor dem Publikum auszubreiten, wenn er sich davon einen belehrenden und erheiternden Effekt verspricht.

In einer Journalistenrunde wurde unlängst die Einschätzung laut, dass ein Kollege, der Redakteur X. Y. (nein, ich sage nicht, um wen es ging!), einen "g’fäulten Schmäh" habe. Damit war gemeint, dass es dem betreffenden Herrn an Esprit mangle, und nachdem jeder einzelne der Journalisten noch schnell für sich die letzten Artikel des Betreffenden innerlich Revue hatte passieren lassen, kam man zur Übereinkunft, dass der Schmäh von X. Y. tatsächlich eines sei: Nämlich g’fäult.

"G’fäult" ist ein prächtiges Wort, welches durch seine schiere lautliche Zusammenstellung – das giftige anlautende "gffff" und das wie in einer Aufwallung von Ekel träge in die Länge gezogene "äu" – einen außerordentlich plastischen Eindruck von Widerwärtigkeit zu erzeugen vermag. Insofern würde ich mir persönlich viel lieber nachsagen lassen, dass ich ein humorloser Mensch sei als einer mit einem g’fäulten Schmäh. Für den Fall aber, dass die verehrten Leser ein paar weiterführende Assoziationen zum Adjektivum "gfäult" bzw. dem ihm zu Grunde liegenden Wiener Verbum "fäuln" in petto haben: Bitte darum, sie zu posten. (Christoph Winder, derStandard.at/20.11.2007)