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Die schwedische Königsfamilie: Prinzessin Madeleine, König Carl Gustaf, Königin Silvia, Prinz Carl Philip und Kronprinzessin Victoria.

Foto: Reuters/ Jonas Ekstromer/Scanpix

Infografik: Nordische Monarchien (1.000 Pixel breit, 300 KB)

Die Skandinavier halten nichts von Pomp und Standesdünkel – ihre Königshäuser wollen sie aber nicht missen. Schwedens Carl Gustaf, der am Dienstag nach Wien kommt, wird wie die Monarchen in Norwegen und Dänemark wieder stärker zum einigenden Symbol.

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Gute Nachrichten sind für Monarchiegegner in Dänemark, Norwegen und Schweden dünn gesät. Kaum kommt einmal Freude auf – so als Schwedens König Carl Gustaf beim Staatsbesuch in Brunei im Jahr 2004 in einem unbedachten Moment den diktatorisch regierenden Sultan für dessen Bürgernähe lobte –, belegen Meinungsumfragen doch bald darauf wieder die enorme Popularität der Royals. Laut einer Umfrage vom Frühjahr wollen lediglich 13 Prozent der Schweden die Monarchie abschaffen; auch in Norwegen und Dänemark können sich die Königshäuser der Sympathie von mehr als drei Viertel der Untertanen sicher sein.

Die so „gottlosen“, aufgeklärten, Hierarchien verschmähenden Nordeuropäer hängen ganz offenkundig an ihren Monarchen. Deshalb richtete der Dänische Rundfunk im Vorfeld der Kronprinzenhochzeit im Jahr 2004 auch einen Sondersender ein; und in Norwegen stöhnten Hofbedienstete im Februar unter der Flut der Gratulationen zu König Haralds 70. Geburtstag.

Die starke Position der drei Monarchien, die mit ihrer jeweils mehr als 1000-jährigen Geschichte zu den ältesten in Europa zählen, entspringt zum einen der Historie. Über Jahrhunderte stand das Königshaus jeweils als Symbol für die Einigung der Nation. In Norwegen und Dänemark manifestierte sich dies eindrucksvoll während der Okkupation durch Hitlerdeutschland im Zweiten Weltkrieg: Norwegens Kronprinz Olav leistete aus dem britischen Exil einen bedeutenden diplomatischen Einsatz zur Unterstützung der Alliierten, und in Dänemark nötigte die konsequent antifaschistische Haltung des Königshauses selbst der kommunistischen Presse nach Kriegsende Respekt ab.

Heute, angesichts der rapid gesunkenen Popularität einst wichtiger gesellschaftlicher Institutionen wie der Kirche, wächst erneut die Bedeutung der Monarchie als einigendes Element. So forderte kürzlich die aus der Türkei gebürtige Vorsitzende des schwedischen sozialdemokratischen Frauenverbandes, Nalin Pekgul, die Abschaffung der Monarchie als Fernziel aus dem Parteiprogramm zu streichen: Mit seinem enormen Ansehen unter Einwanderern spiele das Königshaus eine wesentliche Rolle im schwierigen Prozess der Integration.

Volksnah, glamourös

Dass so viele Nordeuropäer die Monarchie als nationales Symbol hochhalten, liegt wohl nicht zuletzt an einer geglückten Mischung aus Volksnähe und Glamour. So geben sich sämtliche drei Staatsoberhäupter skandinavisch-offen und bescheiden; die Thronerben haben jeweils herkömmliche, öffentliche Schulen besucht, und die Hochzeit von Norwegens Kronprinz Haakon mit der alleinerziehenden Mutter Mette-Marit im Jahr 2001 steht ebenso wie die langjährige Beziehung von Schwedens Thronfolgerin Victoria zu einem einfachen Mann aus einer Provinzstadt für die Nähe zum Volk.

Gleichzeitig sorgen Schwedens „Party-Prinzessin“ Madeleine, Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit und die dänische Kronprinzessin Mary für die ständige Aufmerksamkeit der Regenbogenpresse. Vorstößen wie dem der „Republikanischen Vereinigung“ Schwedens, die kürzlich empfahl, auf schwedischen Münzen das Porträt Carl Gustafs durch ein Pippi-Langstrumpf-Bild zu ersetzen, ist unter diesen Voraussetzungen wenig Erfolg beschieden. (Anne Rentzsch aus Stockholm/DER STANDARD, Printausgabe, 20.11.2007)