König Carl Gustaf von Schweden ist ein machtloser Monarch – machtloser auch als seine Amtskollegen in den ebenfalls konstitutionellen Monarchien Dänemark und Norwegen. Während Königin Margrethe und König Harald zumindest formal eine wichtige Rolle bei der Regierungsbildung spielen und kein Gesetz ohne ihre Unterschrift verabschiedet wird, beschränkt sich die Rolle des schwedischen Staatsoberhauptes bei der Führung des Landes seit gut drei Jahrzehnten darauf, vom Ministerpräsidenten „über die Angelegenheiten des Reiches informiert“ zu werden. König Carl Gustaf nimmt also lediglich repräsentative Aufgaben wahr; so eröffnet er alljährlich im Herbst den schwedischen Reichstag.

Kein Land sei bei der Beschneidung der Rechte des Königs so weit gegangen wie Schweden in seiner Grundgesetzreform von 1974, betont der norwegische Monarchie-Experte Carl-Erik Grimstad. „Aber der starken symbolischen Position des Königs als Staatsoberhaupt hat das keinen Abbruch getan.“ Weitaus wichtiger als reale Macht sei für die erfolgreiche Pflege des königlichen Markenzeichens heute das Vermögen, als „Stimme des Volkes“ zu fungieren – und das medienwirksam.

Popularität gestiegen

Genau dies gelang König Carl Gustaf im Jänner 2005 nach der Tsunami-Katastrophe, bei der mehr als 500 schwedische Touristen ums Leben kamen. Während Schwedens Regierung noch mit der Klärung von Formalitäten befasst war, hielt der Monarch eine sehr persönliche, berührende Rede. Seither ist es mit der Popularität des Königs, dem seine Legasthenie zu schaffen macht und der zuvor meist im Schatten der sprach- und mediengewandten Königin Silvia gestanden hatte, merkbar aufwärts gegangen.

Zu seinem 60. Geburtstag im Frühjahr vergangenen Jahres wurde er von den begeisterten Untertanen gefeiert wie ein Rockstar. Mit dem gewachsenen Zuspruch ist auch die Anerkennung für Carl Gustafs traditionell starkes Engagement für Energie- und Klimafragen gewachsen. Königin Silvia, die der damals noch für Playboy-Allüren verschriene junge Monarch 1972 bei den Olympischen Spielen in München kennenlernte, wo die dunkelhaarige Schönheit als Hostess und Dolmetscherin arbeitete, genießt ihrerseits nicht zuletzt ob ihres Einsatzes für Kinderrechte hohe Achtung.

Zum Leidwesen des Hofes sind Medien und Volk aber dennoch hauptsächlich am Lebenswandel der drei königlichen Sprösslinge interessiert: Hat Carl Philip sich mit seiner Emma wieder versöhnt, wie tief war beim letzten der zahlreichen Feste der Ausschnitt vom attraktiven „Nesthäkchen“ Madeleine und vor allem: Wann darf die ebenfalls enorm populäre und mittlerweile 30-jährige Kronprinzessin Victoria nun endlich ihren Daniel ehelichen? Oder ist der zurückhaltende Fitness-Trainer aus der Provinzstadt Ockelbo, seit mehr als fünf Jahren der Mann an Victorias Seite, als Prinzgemahl etwa nicht „fein“ genug? Wie die Zeitung Expressen nun kürzlich enthüllte, hat das Stockholmer Außenministerium für das kommende Jahr Sondergelder für, wie es hieß, „die Ausrichtung einer Hochzeit am Hofe“ beantragt. Der Königshof dementiert solche Hochzeitspläne; die Schweden hoffen aber trotzdem. (ren/DER STANDARD, Printausgabe, 20.11.2007)