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Der Suchmaschinen- und Portalbetreiber Yahoo strebt wegen Rentabilitätsproblemen die Schließung oder den Verkauf von europäischen Unternehmensbereichen an. So sei ein entsprechendes Ultimatum an die Belegschaft für das erste Quartal 2008 als entscheidendes Signal zu bewerten, berichtet die Financial Times am Montag. Vor dem Hintergrund der Turbolenzen erwägt der seit April 2007 amtierende Europa-Chef Toby Coppel bereits erste "strategische Optionen" um den Verkauf der 2004 übernommenen Preisvergleichsplattform Kelkoo . So brodeln in der Branche erneut Übernahmespekulationen durch Microsoft , die Marktführer Google beeinflussen könnten.

Aufsehen

Obwohl die Gerüchte um eine Yahoo-Übernahme durch Microsoft im August 2007 als falsch zurückgewiesen wurden, sorgen aktuelle Äußerungen des ehemaligen Merrill-Lynch-Technologieanalysten Henry Blodget für Aufsehen. In seinem Blog "Internet Outsider" schreibt Blodget unter Berufung auf den Microsoft-Manager Kevin Johnson, dass er es durchaus für möglich halte, dass Microsoft eine Yahoo-Übernahme plant. Laut Johnson strebe Microsoft innerhalb der kommenden drei bis fünf Jahre an, zu den führenden Unternehmen bei Online-Werbung zu gehören. "Eine Übernahme durch Microsoft halte ich unmittelbar für nicht vorstellbar. Obwohl Microsoft über genügend Cash verfügt, wäre dies jedoch auch eine Preisfrage. Wenn Microsoft seinem Rivalen Google Konkurrenz machen will, ist dies ohne Zukäufe kaum zu realisieren", sagt Erste-Bank-Analyst Ronald-Peter Stöferle.

Prüfung

Laut Coppel werde das Unternehmen aufgrund schlechter Performances auch andere Europa-Services einer genaueren Prüfung unterziehen. So sei das Geschäft in Europa mit wesentlich mehr Anforderungen versehen und dadurch schwieriger als anderswo. Um die Lage hierzulande wieder in Schwung zu bringen, will Yahoo nicht wie Marktkonkurrenten MySpace oder Google auf neue Angebote oder lokale Neueinstellungen setzen, sondern an der Attraktivität arbeiten. "Yahoo hat in Europa einen Marktanteil von 3,2 Prozent, folglich ist das Geschäft hierzulande eher stiefmütterlich behandelt. In den USA ist man mit rund 18 Prozent wesentlich präsenter. Unter Umständen konzentrieren sich die aktuellen Pläne zur Umstrukturierung eher auf das Heimatgeschäft", unterstreicht Stöferle auf Nachfrage von pressetext. "Wenn man den Inhalt attraktiver gestaltet, dann kommen die Leute schon", ist sich Coppel sicher.

Alter Hut

Laut Coppel seien die Probleme in Europa nicht neu und lägen darin, dass sich Yahoo in der Vergangenheit nicht ausreichend dem Europa-Geschäft gewidmet hat, heißt es in dem Bericht. So gesteht Coppel ein, dass Yahoo nicht zu jedem Zeitpunkt die aktuellsten Technologien zum Einsatz brachte. Vielmehr habe man zu viele Applikationen eingerichtet, die zu wenig miteinander kommuniziert haben. Als Weg aus der Europa-Misere will das Unternehmen künftig verstärkt auf Bereiche mit tagesaktuellen Inhalten setzen. Sowohl das Segment "Nachrichten" als auch die Interessenbereiche "Sport" und "Aktienmarkt-Analysen" sollen forciert werden. Weitere Kooperationen mit Anbietern wie der britischen Social-Networking-Plattform Bebo seien mittel- bis langfristig nicht ausgeschlossen. (pte)