2008 tritt der Eurocode über seismische Beanspruchung ("Erdbeben-Richtlinie") in Kraft und wird eine weitere empfindliche Änderung der Wiener Bauordnung mit sich bringen. Bereits jetzt wird zwischen "leichten" und "schweren" Dachgeschossausbauten unterschieden.

Bei der Variante "leicht" wird von einer Zusatzbelastung des Altbestandes von max. 720 kg/m² ausgegangen. Hier genügt für die Bewilligung der Befund eines Ziviltechnikers über den Ist-Zustand des Gebäudes. Bei der Variante "schwer" sind meist Verstärkungsmaßnahmen in den Untergeschoßen Pflicht, die bereits in den Einreichplänen enthalten sein müssen.

Manche Projekte sind bereits jetzt wirtschaftlich kaum noch realisierbar. Im Eurocode sieht mancher Ziviltechniker überhaupt das Ende der Dachausbauten.

Nicht alle in den vergangen Jahren bewilligten Dachbodenausbauten gelten statisch automatisch als unzureichend. Doch in Zeiten des Klimawandels und damit einhergehender Naturkatastrophen kann sich auch die EU nicht ihrer Verantwortung entziehen. Gerade die Bausubstanz historischer Zentren mag seismischen Einwirkungen nicht (mehr) gewachsen sein. Evakuierungen ganzer Wiener Zinshäuser wegen "lediglich" explodierter Gasthermen sitzen gut im Gedächtnis. Auch stümperhafte Statik bei Dachausbauten ließ so manchen Bewohner darunter liegender Wohnungen plötzlich auf der Straße stehen.

Eine einheitliche Lösung scheint erforderlich. So ist es gerade im historischen Bestand von Altbauten durchaus denkbar, dass zwar der Dachbodenausbau bei gewissen Erdbeben-Grenzwerten die statischen Voraussetzungen zum Widerstand erfüllt, nicht jedoch die darunter befindlichen Grundfesten. Neben zusätzlichen Planungsarbeiten ("statische Vorbemessung") werden Bauwerber für Dachbodenausbauten in Zukunft den wirtschaftlich nahezu untragbaren Auftrag haben, auch die Untergeschosse nach strengen Auflagen mitzuverstärken. Die Wirtschaftlichkeit der Wohnraumschaffung ist somit nicht mehr gegeben. Eine Einreichung der Baupläne vor der Jahreswende 2007/08 ist dringend empfohlen. Die faktische Machbarkeit endet jedoch bei den schwindenden Kapazitäten der Ziviltechniker, die bereits jetzt nahezu erschöpft sind. (Ursula Xell-Skreiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.11.2007)