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Waffenfans geben ihr Hobby nicht nur in den USA an ihre Kinder weiter (hier auf der Rifle-Convention in Charlotte) - zum Missfallen von Elternvertretern am Gymnasium in der Wasagasse.

Foto: Reuters

Besorgte Eltern schlagen Alarm, der Stadtschulrat will den Fall prüfen.

Sein Sohn werde das Gymnasium in der Wasagasse schon "nicht ausrotten", sagt Georg Zakrajsek "das kann ich Ihnen garantieren. Amokläufer sind aus einem anderen Holz geschnitzt, die haben schwere Störungen." Und das treffe auf seinen 12-jährigen Buben gewiss nicht zu. Josef Semmler und Sabrina Burda, deren Kinder mit Zakrajseks Sohn in dieselbe Klasse gehen, machen sich trotzdem Sorgen. Der besagte Schüler habe nämlich schon mehrmals damit gedroht, eine Schusswaffe mit in die Schule zu bringen, behaupten die beiden. Außerdem quäle er seine Mitschüler psychisch und physisch.

"Und die Schulleitung unternimmt nichts dagegen", sagt Elternvetreter Semmler. Burda, die Richterin beim Unabhängigen Verwaltungssenat ist, hat sich wegen des schwierigen Mitschülers ihrer Tochter inzwischen sogar schon einen Rechtsvetreter zugelegt.

Der in diesem Fall engagierte Wiener Anwalt Georg Zanger fackelt auch nicht lange herum: Nachdem ein Beschwerdebrief an den Stadtschulrat tagelang unbeantwortet blieb, berief er für Montag eine Pressekonferenz ein, bei der Burda und Semmler ordentlich Dampf abließen. "Wir müssen uns wehren, weil wir unsere Kinder nicht zum Wegschauen erziehen", sagt Burda. Man müsse jetzt etwas unternehmen, nicht erst, wenn etwas passiert sei. Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl will die Sache prüfen. "Wir wissen noch zu wenig, um eine seriöse Stellungnahme abzugeben", sagt Pressesprecher Matthias Meissner.

"Schießen beibringen ist wertvoller Teil der Erziehung"

Dass sein Sohn regelmäßig mit Waffen hantiert, streitet Georg Zakrajsek, der überraschend bei der Pressekonferenz erschien, nicht ab. "Einem Buben das Schießen beizubringen ist ein wertvoller Teil der Erziehung", sagt der Pressesprecher der Notariatskammer, der gleichzeitig Obmann der "Interessengemeinschaft liberales Waffenrecht in Österreich" ist. Er selbst sei so aufgewachsen und gebe das an sein Kind weiter. "Es geht um den verantwortungsvollen Umgang mit Waffen." Eine waffenfreie Zone sei "tendenziell eine unsichere Zone". Und er müsse seinem Sohn schließlich beibringen, sich zu verteidigen.

Das kann ihm auch niemand verbieten: Solange Zakrajseks minderjähriger Sohn unter seiner Aufsicht auf eine Zielscheibe ballert, ist das völlig rechtens. "Das Schießen an einem Schießstand fällt nicht unter das Waffengesetz, da gelten die Regeln des Vereins", sagt Rudolf Gollia, Sprecher des Innenministeriums. Theoretisch könnte man in Österreich also auch ganz legal einem vierjährigen Kind eine Schusswaffe in die Hand drücken – vorausgesetzt, man verfügt über eine Waffenbesitzkarte und begibt sich an einen Schießstand.

Waffenbesitz in Österreich

Dass Waffen eine Gesellschaft nicht sicherer machen, belegte zuletzt eine Studie von Nestor Kapusta: Der Wiener Psychiater fand heraus, dass seit der Verschärfung des Waffengesetzes im Jahr 1997 die Zahl der Waffensuizide und -morde in Österreich deutlich gesunken ist. Wer eine Waffe besitzt, muss seither nicht nur ein psychologisches Gutachten über sich ergehen lassen, sondern bekommt auch alle fünf Jahre Besuch von der Polizei: Die überprüft, ob die Waffen auch sicher verwahrt werden. Sein Waffenschrank sei stets verschlossen, versichert Zakrajsek, der Schlüssel befinde sich immer in seinem Hosensack. "Mein Sohn kommt an die Waffen nicht heran, wenn ich nicht dabei bin." (Martina Stemmer/DER STANDARD – Printausgabe, 13.11.2007)