„1612“ heißt ein Film, der soeben in die russischen Kinos kommt, rechtzeitig vor dem Ende der zweiten Amtszeit von Kremlchef Wladimir Putin. Eine historische Parallele sollte er liefern. Mit der Wahl Michail Romanows zum Zaren hatte die Ständeversammlung zu Beginn des 17. Jahrhunderts die „Zeit der Wirren“ beendet. Russland wurde zum Staat und zum Imperium.

Dass Russland heute wieder auf die Beine gekommen ist, wird von vielen im Land Putin gutgeschrieben. Für sie ist daher unfassbar, dass dieser nach den Präsidentschaftswahlen im März die politische Bühne verlassen könnte. „Die Russen wollen einen Zaren“, sagte der Regisseur von „1612“, Wladimir Chotinenko, zum Wall Street Journal.

Über die Art von Putins Verbleib an der Macht wird seit langem spekuliert. Er selbst hat ja zugestimmt, als Spitzenkandidat der Kreml-Partei „Einiges Russland“ in die Parlamentswahl im Dezember zu gehen, und somit nicht ausgeschlossen, Premier oder Parlamentspräsident zu werden.

Wird wiederholt eine Verfassungsänderung für eine dritte Amtszeit vorgeschlagen, so kommt in den letzten Tagen ein anderes Modell ins Gespräch. Auf der Website von „Einiges Russland“ schlägt der Ideologe Abdul-Chakim Sultygow vor, Putin solle nach beiden Wahlen in einem gesamtnationalen Kongress zum „nationalen Anführer“ auf unbeschränkte Zeit ernannt werden, die „höchste personifizierte Institution der repräsentativen Macht des Volkes“.

Um dies voranzutreiben, wollen sich Vertreter gesellschaftlicher Institutionen Moskaus zur Bewegung „Für Putin“ formieren. Sie appellierten an Putin, „nationaler Anführer des Volkes“ zu bleiben. Zuletzt werden derartige Meetings im ganzen Land veranstaltet, für Putin wird stärker geworben als für die Wahlen. Am 21./22. November soll ein Forum der Putin-Anhänger in Moskau zur zentralen Wahlveranstaltung für „Einiges Russland“ werden.

Die Partei hat trotz ihres Spitzenkandidaten in Umfragen zuletzt sechs Prozentpunkte verloren und hält nun bei 50 Prozent. Beobachter erklären dies damit, dass sich die Leute bereits an Putin an der Parteispitze gewöhnt hätten und die wieder angeheizte Inflation, die heuer an die elf Prozent betragen dürfte, Unmut erzeugt. Putin hatte bereits die Preise einiger Waren einfrieren lassen, was offenbar keinen Effekt erzielte. (Eduard Steiner aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 12.11.2007)