Laibach - Die mitregierende Slowenische Volkspartei (SLS) bekommt einen neuen Chef. Nach monatelangem Gezerre machte SLS-Vorsitzender Janez Podobnik am Freitagabend seinem Herausforderer Bojan Srot (47) Platz und verzichtete auf eine Kampfkandidatur beim Parteitag am kommenden Samstag. Der Personalwechsel könnte gehörige Erschütterungen innerhalb der Mitte-Rechts-Koalition in Slowenien auslösen, gilt der populäre Bürgermeister von Celje (Cilli) doch als Kritiker von Ministerpräsident Janez Jansa.

"Ich habe die Partei intern geeint, nun bin ich aber zur Überzeugung gelangt, dass wir nach dem inneren Wachstum der Partei auch eine gute und siegreiche Formel für die Zeit nach dem Parteitag brauchen", begründete Podobnik seinen Verzicht bei einem SLS-Treffen im untersteirischen Slovenska Bistrica. Srot versprach, dass die Partei bis zur Parlamentswahl im kommenden Herbst in der Regierung bleiben werde. Für die Zeit danach sei aber alles offen, wollte er sich nicht an Jansas Slowenische Demokratische Partei (SDS) binden.

Kaum in zentralstaatlicher Politik

Srot (sprich: Schrot) ist bisher - bis auf ein kurzes Intermezzo als Justiz-Staatssekretär im Jahr 1997 - nicht in der zentralstaatlichen Politik tätig gewesen. Politische Beobachter erwarten, dass die SLS unter seiner Führung deutlich auf Distanz zum Premier gehen wird, um sich den Wählern der politischen Mitte als Alternative zum unpopulären Regierungschef anzubieten. Der Führungswechsel ermögliche der SLS, dass sie bei der Parlamentswahl im kommenden Herbst "zumindest um den zweiten Platz mitkämpft", sagte der Bruder des scheidenden SLS-Chefs und frühere Parteivorsitzende Marjan Podobnik. Dieses Ziel hat die SLS einmal schon erreicht, als sie unter Marjan Podobnik mit 20 Prozent der Stimmen führende Kraft im konservativen Lager wurde.

Wenig charismatisch

Der scheidende SLS-Chef Janez Podobnik, der auf dem Parteitag zu Srots Stellvertreter gewählt werden soll, hatte die frühere Bauernpartei im Jahr 2003 in einer schweren existenziellen Krise übernommen - drei Jahre nachdem ihre Vereinigung mit den Christdemokraten (SKD) spektakulär an der Frage einer möglichen Kooperation mit den post-kommunistischen Linksparteien gescheitert war. Der wenig charismatische studierte Mediziner sorgte zwar innerparteilich für Ruhe, nicht jedoch für Wahlerfolge. Bei der Parlamentswahl im Jahr 2004 wurde die SLS mit sieben Prozent kleinste der drei Rechtsparteien.

Janez Podobnik konnte sich trotz des schlechtesten Wahlergebnisses in der Parteigeschichte im Sattel halten, weil ihm niemand seinen Posten streitig machte. Dies änderte sich heuer im Sommer, als der einflussreiche Regionalpolitiker Srot seine Ambitionen auf den Parteivorsitz anmeldete. Der seit 1998 amtierende Bürgermeister der drittgrößten slowenischen Stadt wurde im Vorjahr bei den Lokalwahlen mit rekordverdächtigen 80 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt und genießt in Slowenien einen Ruf als Macher ohne ideologische Scheuklappen. Daher dürfte er mit den von Jansa ohne Rücksicht auf Verluste betriebenen Umfärbeaktionen in Politik und Wirtschaft keine Freude haben.

Unternehmerchef

Srots Bruder Bosko ist Chef eines der bedeutendsten Unternehmen des Landes, des Getränkekonzerns Pivovarna Lasko, der im Sommer die Kontrolle über den wichtigsten slowenischen Zeitungsverlag "Delo" übernommen hat. Seitdem ist es in der Redaktionspolitik des nach dem Antritt Jansas auf eine regierungsfreundliche Linie gebrachten gleichnamigen Blattes zu deutlichen Veränderungen gekommen. Die "Delo"-Journalisten klagen seitdem weniger über Eingriffe in ihre Autonomie.(APA)