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Schluss mit dieser Politik! - Das kann man leicht verlangen. Man müsste nur wissen, wie. "News" weiß es zwar auch nicht - oder traut es sich nicht zu sagen -, aber leicht hat man es sich bei dem Magazin nicht gemacht. Endlich kam diese Woche die große Umfrage , die ebenso gut von der Konkurrenz hätte stammen können: Österreich fordert ,Regieren statt streiten'. Genau genommen, war es nicht ganz Österreich, sondern nur der übliche Tropus der Boulevard-Rhetorik, also Pars pro Toto: Top-Promis fordern jetzt: ,Regiert endlich.' Jetzt gilt es nur noch abzuwarten, was die Streiter daraus machen.

Nicht dass die Forderungen der Top-Promis wertlos gewesen wären. So schlug ein Ottakringer-Chef vor: ,Koalition soll endlich Themen lösen'. Was sicher nicht so einfach zu erfüllen ist, wie der Rat eines Kunstsammlers ,Weniger streiten, mehr arbeiten'. Voraussetzung für das Lösen von Themen ist nach Meinung einer Society-Lady: ,Endlich auf den Job konzentrieren'. Leider hat sie vergessen zu definieren, worin genau der Job bestehen soll, was es den Angesprochenen nicht leichter macht, von ihrem Rat zu profitieren.

Graziös zog sich ein Tanzschulchef aus der Affäre: Ich finde diese Auseinandersetzungen positiver, als sie oft dargestellt werden, was nur leider umso weniger besagt, als er einräumen musste, dass bei den Streitereien auch viel Show und Profilierung dabei ist. Ein Meinungsforscher, dessen Erinnerungsvermögen man eine Ausnüchterung wünschen würde, meinte seinerseits: Die Zufriedenheit kurz nach dem Zustandekommen der großen Koalition ist der Ernüchterung gewichen. Wann wurde diese Koalition je anders beurteilt als äußerst nüchtern?

Der Rat eines Parteien-Experten war von vornherein darauf angelegt, ins Leere zu gehen. Am sinnvollsten wäre es zu sagen, die Karten sollen neu gemischt werden, indem wir Neuwahlen machen. Doch das traut sich wieder keine der beiden Parteien zu verlangen. Verflixt aber auch! Weil sie nie auf Parteien-Experten hören. Einem delphischen Orakel ähnlich die Prophezeiung eines PR-Profis: Die destruktivere Partei wird die Rechnung der Wähler präsentiert bekommen. Zum Saldo sagte er nichts.

Ein NÖ-Landeshauptmann gab seiner tief empfundenen Entschlossenheit kund, an dieser Regierung nicht einmal anzustreifen. "Was da geboten wird, ist eine Zumutung für die Bevölkerung und kommt mir in Niederösterreich nicht infrage." Hoffentlich hat er auch seinen Freund Wolfgang Schüssel von diesem schönen Beispiel eines intensiv gelebten Föderalismus in Kenntnis gesetzt. Wenn er dazu noch hofft, dass meine Landsleute durch ein klares Votum solche Zustände verhindern, ist das keine leere Hoffnung. Dafür hat er nicht nur, aber so nebenbei auch durch sein Verständnis für die Bedürfnisse der "Kronen Zeitung" in seinem Bundesland gesorgt.

Leicht wird es für eine von der Verdrossenheit des Wählervolkes gebeutelte Obrigkeit nicht sein, aus der Fülle dieser Ratschläge und Kommentare ersprießliche Lehren zu ziehen. In Fällen wie diesem tut man sich leichter, wenn man statt auf die Top-Promis von "News" lieber auf die Sub-Promis des Blattes hört, das als weitaus größtes den Kampf um Demokratie gegen alle anderen österreichischen Zeitungen führt. Besser kann eine Regierung nirgends aufgehoben sein als dort, wo Ratschläge an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig lassen.

Hatte am Montag der Herausgeber dem EU-verbundenen Vizekanzler versprochen, er hätte den künftigen Kanzlertitel sozusagen in der Tasche, indem er nun doch für eine Volksabstimmung ist -, wozu es schon genügte, wenn neben ihm etwa Schüssel aus dem Hintergrund seinem Vize Molterer ein Zeichen gäbe -, so durfte der Innenpolitiker des Blattes dieses Angebot, das man eigentlich nicht ablehnen kann, aus dem Vordergrund auf beide Koalitionäre ausweiten. Alle Ungewissheiten im Zusammenhang mit eventuellen Neuwahlen könnten sich allerdings schlagartig ändern, wenn Alfred Gusenbauer oder Wilhelm Molterer sagen würde, wir lassen eine Volksabstimmung über den EU-Vertrag zu. Wer mit einer solchen Initiative die Nase vorne hätte, dem wäre wohl eine klare Mehrheit so gut wie sicher.

Dem steht allerdings die Erfahrung entgegen, dass es bei Wahlentscheidungen noch nie einem Politiker viel gebracht hat, wenn er seine Nase zu tief, sei es vorne oder hinten, in eine Initiative des "Krone"-Herausgebers gesteckt hatte. Die Bevölkerung ist in der Regel doch klüger, als dieser es von seiner Leserschaft gern behauptet.

Sähe sie sich nur in ihren Reihen um - die Regierung bräuchte sich nicht dubiosen Ratschlägen auszusetzen. Das Rezept stand in "Österreich", das gute Beispiel sitzt im Gesundheitsressort. Kdolsky erfindet sich neu, lautete das einfache Programm. Dazu braucht es nur einen festsitzenden weißen Hosenanzug zwecks Bella Figura und den festsitzenden Vorsatz: Nach dem Sympathie-Absturz bei den Wählern gibt sich die Gesundheitsministerin ein neues Image. Workaholic statt Partymaus. Sie arbeitet 18 Stunden am Tag, Society-Termine sind gestrichen. Man müsste es ja nicht gleich übertreiben. (Günter Traxler/DER STANDARD; Printausgabe, 3.11./4.11.2007)