Bis vor ein paar Jahren war es möglich, seine digitalen Besitzstände auf einem PC oder Mac zu sammeln. Einen gewissen Sammlertrieb vorausgesetzt, konnte man im privaten Bereich so gut wie alle Texte, Tabellen, Mails, Musik und Fotos seines digitalen Lebens zusammenhalten, sogar auf Notebooks mit großen Festplatten immer dabeihaben, wenn man dies dringend wollte.

Mehr als ein PC

Dazu kam, dass die meisten Haushalte lange Zeit mit einem Computer das Auslangen fanden, während heute sogar in vielen Zwei-Personen-Haushalten mehr als ein PC daheim ist. Und die Datenmengen sind restlos außer Rand und Band geraten, seit wir Fotos und Videos in immer höherer Auflösung, Musik und Onlinefilme sammeln.

IT-Hausmeister

Das alles zu managen überfordert die meisten privaten Benutzer, nicht zuletzt weil es auch an einfachen Lösungen fehlt. Microsoft (und die diversen PC-Hersteller) versucht mit dem Windows Home Server, ausufernde PC-Bestände unter einen Hut zu bringen, Mediensammlungen zu zentralisieren und für Datensicherung daheim zu sorgen. Das braucht jedoch trotz aller Simplifikation eine Art IT-Hausmeister, der oder die sich darüber herwagt.

Apple

Apple geht einen anderen Weg, der in unserem Test des neuen Betriebssystems Leopard am Dienstag nur kurz angesprochen wurde. Netze entstehen dabei am Computer so "spontan", wie sie sich in den meisten Haushalten eher chaotisch bilden - ein neuer Computer wird angeschafft, jemand anderer bekommt den bisherigen, oder er bleibt einfach wegen der darauf gespeicherten Daten weiterhin in Betrieb.

Bei jedem Mac und jedem PC ist es möglich, einzelne Ordner der Festplatte (oder das ganze Gerät) zu "sharen", also anderen zugänglich zu machen. Diese geteilten Inhalte scheinen jetzt im "Finder" des Mac (entspricht dem Explorer am PC) unter Leopard automatisch einfach als weitere Ressource auf - so wie eigene oder externe Festplatten, ein CD/DVD-Laufwerk oder ein USB-Speicher.

Zuhause

Das war teils schon bisher möglich. Aber die Automatik macht die Benutzung jetzt wirklich leicht - dazu kommt die neue Möglichkeit, dies nicht nur im eigenen Heimnetz, sondern via Internet von (fast) überall aus nutzen zu können. Allerdings muss man dazu Apples .Mac-Service abonnieren (99 Euro jährlich). Bisher bot .Mac mit E-Mail, Onlinespeicher und Platz für Webseiten Dienste, die anderswo gratis zu erhalten waren. Mit der "Zurück zu meinem Mac"-Funktion erhält man jetzt eine sehr einfache Möglichkeit, auf die "Bibliothek" zuhause zugreifen zu können (mit Einschränkungen - es funktioniert nicht in allen Netzen, die Online-Zugang gewähren).

Sharing

Dazu kommt mit "Screen Sharing" ein gänzlich neues Feature. Damit kann man über das .Mac-Service einen entfernten Mac benutzen (Benutzerberechtigung vorausgesetzt). Screen Sharing ist quasi eine Fernbedienung, die einem die komplette Kontrolle über den anderen Mac gibt (und dabei dessen Bildschirm, Screen, am eigenen anzeigt). Wozu man dies nutzen kann? Beispielsweise um ein Programm zu verwenden, das man gerade nicht mit hat (in der PC-Welt ist dies unter anderem mithilfe von Onlinediensten wie GoToMyPC oder Programmen wie Citrix möglich).

Noch eine andere praktische Möglichkeit: Die meisten Hotspots in Hotels oder Kaffees sind nicht sehr sicher, da der Datenverkehr abgehört werden kann. Mit Screen Sharing kann man beispielsweise Onlinebanking über den (hoffentlich entsprechend gesicherten) Heim-Mac aus der Ferne erledigen. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabem 2.11. 2007)