Joaquim Mapinda auf seinem Feld. Andere Bauern können sich dort die besten Verfahren abschauen.

Foto: OEZA/ H. Frank
Der rettende Schatten kommt aus Simbabwe. Weit spannt sich das engmaschige schwarze Netz über das kleine Feld außerhalb von Dondo, einer Distrikthauptstadt in Mosambik. Gäbe es das Netz und den Schatten nicht, könnte jetzt im Sommer, bei Temperaturen von teilweise über 40 Grad, kein Gemüse wachsen – nicht die Tomaten und nicht die die Salatköpfe, die aus dem Boden sprießen.

Der Bauer Joaquim Mapinda, der in Flanellhemd, Jogginghose und Gummistiefeln unter der Plane an seinen Pflanzen zupft, hat es durch seinen Gemüseanbau geschafft, sich eine neue Existenz aufzubauen. Nach dem blutigen Bürgerkrieg, der 1990 endete und von dessen Brutalität sein Gesicht noch zeugt. Damals verschleppten ihn Kämpfer und schnitten ihm die Ohren ab. Ein Bekannter sagt, es seien die Rebellen der Renamo gewesen. Heute kann er von der Landwirtschaft seine Familie ernähren und auch noch einen Teil seiner Ernte verkaufen. Er lebt gut davon. Im vergangenen Jahr habe er umgerechnet rund 3000 Euro verdient, erzählt er. Das ist sehr viel in einem Land, wo rund 70 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben und das Durchschnittseinkommen 200 Euro beträgt.

Obwohl in Mosambik vier Fünftel der Menschen von der Landwirtschaft leben, ist ganzjähriger Anbau immer noch die Ausnahme. Auf den Märken findet man im Sommer kaum heimisches Gemüse. Das, was aus dem Nachbarland Südafrika importiert wird, findet seinen Weg nur in die großen Städte. „Im Januar, Februar und März sind die Preise für Gemüse deshalb am höchsten“, sagt Mapinda. Fünf bis sechs Meticais koste etwa ein Salatkopf in dieser Zeit, sonst seien es zwei Meticais (0,05 Euro).

Die Techniken, wie man auch in der heißen Jahreszeit anbauen kann, hat Mapinda in einem Projekt der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) gelernt, in dem es um Wirtschaftsförderung für Kleinbauern geht. Er bewirtschaftet 400 Quadratmeter dieses „Demonstrationsfeldes“, bei dem sich auch andere Bauern, in Gruppen organisiert, in der Umgebung die „besten Verfahren“ abschauen können, wie Jose Paul Cristiano Taimo, der Promec-Projektkoordinator sagt.

Das Projekt hat sich als so erfolgreich erwiesen, dass es von Dondo und Buzi auf drei weitere Distrikte in der OEZA-Schwerpunktprovinz Sofala ausgeweitet worden ist. Es soll helfen, die Ernährung der Kleinbauerfamilien zu sichern, Überschüsse zu produzieren und diese richtig zu vermarkten. Insgesamt lässt sich Österreich das 1,44 Millionen Euro kosten. Oft sind es einfache Dinge, die viel bewirken. „Die hier verbreitete Praxis, alles abzubrennen, ist sehr schlecht für den Boden“, sagt der österreichische Entwicklungsexperte Gerald Tschinkel, der das Projekt berät. Conservation Agriculture heißt das Zauberwort: Den Boden abdecken, damit er feucht und kühl bleibt. So kommt auch kein Unkraut hoch, und man spart Wasser. Statt Kunstdünger zu verwenden, werden Leguminosen gepflanzt, Hülsenfrüchte wie die Straucherbse: „Die bindet Stickstoff im Boden und spendet Schatten.“

Die Notwendigkeit zu produktiverer Landbewirtschaftung wird durch den Klimawandel verstärkt. Schon jetzt gibt es mehr Dürren, mehr Überflutungen, mehr Zyklone, das Wetter wird allgemein unberechenbarer, wie Klimawandel-Experte Antonio Queface von der Mondlane-Universität in Maputo vorrechnet. „Das wirkt sich direkt auf die Nahrungsmittelproduktion aus.“

Problem Vermarktung

Ein paar Kilometer weiter von Bauer Mapindas Feld, im Zentrum der Stadt, findet ein kleiner Markt mit einer Landwirtschaftsmesse statt. Geordnet steht ein Stand neben dem anderen auf dem kleinen schattigen Platz neben der Straße. Hier sollen die Bauern einen Rahmen finden, in dem sie ihre Produkte verkaufen können und lernen, wie sie diese noch besser und produktiver verarbeiten können. Auch ein Teil des Projekts.

Bei jeder Messe gibt es Schwerpunktthemen und Vorführungen. Heute ist es unter anderem die Cashew-Frucht, denn „die meisten Bauern werfen die immer weg und behalten nur die Nüsse“, sagt Tschinkel. „Dabei kann man so viel damit machen, Saft, Sirup, Marmelade, man kann sie einlegen ...“. So werden die Früchte auch haltbar gemacht, für Zeiten mit wenig Ertrag. An anderen Ständen präsentieren Frauen eine Röstmaschine für Cashewnüsse oder wie man an großen Reiben Maniuk rascher zu Mehl verarbeiten kann. Allerdings, sagt Tschinkel, seien die Neuerungen schwierig zu vermitteln: Viele Bauern wehrten sich lange gegen Neues. Bis zur Verbreitung der besten Verarbeitungstechniken sei es noch ein weiter Weg. (Julia Raabe aus Dondo, DER STANDARD, Printausgabe, 2.11.2007)