Mehr in Richtung Straße gebaut - der neue 2008er-Jahrgang der Honda Transalp.

foto: werk
Zuerst hat sie ja noch ein Schnoferl gezogen, die Frau Reißerische, als ich ihr erzählt hab, dass ich an die Knotz da Sür darf, zum Motorradl testen. "Warum fliegen sie dich nach Monaco, wo du doch gar keine Ahnung hast, wie man richtig einkauft? Weißt du überhaupt, wo ein Manolos-Geschäft ist?" Ich wusste nicht einmal, was Manolos sein sollen. Aber das hat sie mir sehr schnell erklärt.

Während jeder Versuch meinerseits, ihr zu erklären, dass ich nicht dort bin, um neue Hufbeschläge zu kaufen, sondern um Motorrad zu fahren, nur eine abfällige Kopfbewegung ihrerseits mit sich brachte.

Jetzt hätte sie ihre Revanche, wenn sie mich hier sehen könnte. Col de la Bonnete. 2.800 Meter. Hoch, nicht lang. Minusgrade und ein frisches Lüfterl. Dass ich noch nicht erfroren bin, liegt daran, dass mir Racer vor ein paar Tagen ein edles Endurogwandl zum Testen geschickt hat.

Die Mode hat das Wetter ziemlich von mir abgehalten. Dass ich Superschlauli aber im Crosshelm auf den Berg gefahren bin, war eine weniger gute Idee. Die Nasenspitze halb tot. Die Lippen aufgesprungen als wollte ich dem San-Andreas-Graben Konkurrenz machen – und das nur, weil ich das ins Gwandl integrierte Banditentüchl nicht über den Schnabel gezogen hab.

Genauso erstaunt wie ich über die Wetterverhältnisse nahe Monaco war das Honda-Team. Die haben mit handwarmen 15 Grädern gerechnet. Das hätte bedeutet, dass es oben am Gipfel etwas frisch ist, aber im Tal alles passt. Jetzt weiß ich, warum der Wind Mist-ral heißt. Es war bibberkalt und die Luft dünn. Mist. Die einzige, der das nichts gemacht hat, war die Transalp.

Als ich sie in der Früh anwerfe, denke ich noch, wenn ich auf den Startknopf drücke und meine Transe schweigt, dann geh ich einfach in ein gemütliches Kaffeehaus und lass mir am Abend von den internationalen Journalisten erzählen, wie kalt es war. Aber selbst hier am Gipfel springt die Transalp sofort an. Da kann ich dann nicht kneifen.

Den ganzen Col de la Bonnette hetz ich sie rauf. In den Kurven muss ich aufpassen, mit dem Textil nicht zu streifen, weil da natürlich keine Knierutscher drauf sind. Der Transe war das wurscht. (Natürlich. Die trägt ja auch kein Textil… mfgux ;-)

Die Kombination aus Fahrwerk und Reifen hat in den Kurven gepickt, als hätte es 20 Grad und ich würde mit Standgas auf den Berg zuckeln. Gut, der Belag auf den Gipfel rauf ist sehr griffig – aber bei den Temperaturen würde man es weder dem Motorrad noch den Reifen übel nehmen, wenn es ein bisserl schlackert.

Bei den Reifen haben die Hondas jetzt eh ein bisserl getrickst. Im Vergleich zu Vorgängerin ist der Vorderbock mit 17 Zoll nun um zwei Zoll kleiner, was beim Straßenfahren Agilität bringt – dafür ist der Hinterhuf auf einen 130er-Patschen angeschwollen, damit man auf der Straße auch wirklich eine feine Kurvenlage hat, wenn es einmal ein bisserl gacher gehen muss.

Und gacher geht die Transalp jetzt. Weil dadurch, dass Honda der Transe den Motor aus der Deauville gespendet hat, hat sie jetzt mehr Hubraum, mehr Leistung und mehr Drehmoment.

Die Transalp ist überhaupt ein bisserl mehr in Richtung Straße gebaut worden. Dort wird sie nämlich auch hauptsächlich bewegt. Gerade hierzulande, wo die Schotterstraßen ja vom Aussterben bedroht sind.

>>> Irgendwie ein SUV

Wir haben aber eh noch teilweise so schlechten Asphalt und Kopfsteinpflaster, sodass die Transalp ihre Stärke der langen Federwege klass ausspielen kann. Für die wirkliche Offroad-Partie passt sie nämlich nicht mehr. Schotterweg ja, vielleicht noch eine g’mahte Wiesen oder G’stetten, aber dann ist es aus.

Am Weg vom Col de la Bonnette runter finde ich eine Schotterstraße. Die muss ich natürlich ausprobieren. Faustgroße, spitze Steine bilden die Befestigung. Super! Nach wenigen hundert Metern vergeht mir aber die Freude.

Die vollgefüllten Reifen, und die Veränderungen in Richtung Straße machen das Befahren eines derartigen "Hier fährt einmal im Jahr ein Traktor durch"-Weges wenig reizvoll. Beim Griff in die Bremsen werden die Augen dann groß. Ach ja, Combined-ABS. Auf der Straße war es gerade noch fein, voll in die Eisen gehen zu können.

Hier, abseits der Straße, ist die Bremswirkung durch den Luftwiderstand schon fast effektiver. Vor allem, wenn man so in die Breite geht wie ich. Nein, fürs Gelände ist die Transe nur mehr beschränkt tauglich – und das auch nur ohne ABS.

Ich vergleiche die Transalp irgendwie mit einem SUV. Potentiell geländegängig, am besten aber auch der Straße aufgehoben. Ihr taugt das Großstadtgetummel sehr – genauso wie die ausgiebige Tour. Sparsam – trotz kleinerem Tank ist die Reichweite pro Füllung gestiegen, agil und wendig, ohne dass es ihr an Leistung und Drehmoment fehlt.

Nach dieser Überarbeitung hat die Transalp wieder das Zeug dazu, an die große Geschichte anzuschließen, die sie vor 20 Jahren begonnen hat. (Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Honda, derStandard.at, 1.11.2007)

Guido Gluschitsch ist Redakteur beim Motorradmagazin.