S-Gusswerk Salzburg

Foto: Seidl
Immer wieder werde ich gefragt, was ich denn vom Biobier halte. Es ist eine Frage, die mich ratlos lässt. Kann man denn gegen etwas sein, was "bio" ist? Kann man nicht. Muss man dafür sein? Nein - nur dann, wenn es schmeckt. Womit wir beim nächsten Punkt sind: Wie schmeckt denn eigentlich "bio"?

Da hat sich ein unseliger Glaube herausgebildet, dass Produkte aus dem ökologischen Landbau besonders "erdig" schmecken sollen, weil die Konsumenten irgendwann gelernt haben sollen, dass Bio-Gemüse runzelig, Bio-Obst fleckig und Produkte aus Bio-Getreide eben nach unverarbeitetem Getreide zu schmecken hätten.

Ich habe das dieser Tage mit dem bekannten deutsch-englischen Weinkritiker Stuart Pigott diskutiert, als wir bei einem Biobier zusammengesessen sind. Er hat mir erzählt, dass im Weinbau auch lange Zeit gegolten hat, dass Bio-Weine anders schmecken sollten - und dass dieser "andere" Geschmack ganz einfach ein Fehlgeschmack war. Das heißt: Fehlgeschmäcker wurden im schlimmsten Fall als Marketing-Instrument eingesetzt; in einem nicht viel besseren Fall sind sie aufgetreten, weil die Winzer zwar sehr gut an den Prinzipien ökologischen Landbaus orientiert waren, aber leider zu wenig von der Kellertechnik verstanden haben. Heute, sagte Stuart, komme so etwas kaum noch auf den Markt - beziehungsweise finde fehlerhafter Wein eben kaum Käufer, möge er auch noch so streng nach "bio"-Kriterien hergestellt sein.

Und beim Bier? Jene Probe, über der wir philosophiert haben, war eindeutig zu wenig gehopft und hatte gleichzeitig einen breiten Malzcharakter. Man hatte den Eindruck, dass sich der Braumeister (oder war es die Marketingabteilung?) gedacht hat, dass die Markterwartung bei "bio" irgendwie beim Müsligeschmack der siebziger Jahre läge - und daher das Bier besonders getreideartig schmecken sollte.

Furchtbar. Und stillos. Denn das ist das zweite Problem mit den Biobieren: Sie stellen keinen eigenständigen Stil dar. Es gibt wundervolle Lager-, Pils-, Weizen- und Stoutbiere, die mit Rohstoffen aus dem ökologischen Landbau hergestellt werden. Manche sind tatsächlich besser als vergleichbare Lager-, Pils-, Weizen- und Stoutbiere aus konventioneller Produktion - andere sind es eben nicht.

Und so sehr ökologischer Landbau wichtig ist - er ist vor allem eine Leistung der Bauern für die Natur und die Umwelt: Mit jedem Stück Bio-Brot, jedem Bio-Würstel und jedem Schluck Bio-Bier schont man die Böden und das Grundwasser in der Region, wo die Zutaten gewachsen sind. Man stärkt nebenbei (was mir ebenfalls sehr wichtig ist) die bäuerliche Landwirtschaft. Aber erst in dritter Linie ist das konkrete Bio-Produkt für die eigene Gesundheit besser als ein konventionell hergestelltes.

Umso wichtiger ist es, dass Bio-Produkte mit großer Selbstverständlichkeit etabliert werden - und dafür haben die Bio-Hotels eine ganz wichtige Funktion übernommen. Sie orientieren sich nicht nur mit den für ihre Gäste angebotenen Produkten streng an den Bio-Richtlinien. Sie stellen diese Produkte auch in die Auslage.

Das haben sie in früheren Jahren mit Weinen getan. Und heuer eben mit Bio-Bieren. Dieses Mal wurden die besten Bio-Biere gesucht – und gefunden. 26 der 69 eingereichten kontrolliert biologischen Biere bekamen von einer durch die Bio-Hotels eingesetzten Fachjury aus Brauereifachleuten (Jury-Vorsitzender war Michael Anger von der VLB in Berlin), Sensorikern und Fachjournalisten eine Auszeichnung. Die Liste der prämierten Biere zeigt schon, dass es eben nicht nur eine Art gibt, "bio" ins Bier zu bringen: Sechs Vollbiere, sechs Pilsbiere, sieben Weißbiere, zwei Dunkle Biere, zwei Biere aus historischem Getreide und drei Biermischgetränke wurden von der Jury als auszeichnungswürdig empfunden. Der Name des Preises "Best of Bio" ist dabei (wie in der Bier-Branche leider üblich) ein wenig irreführend, wie ich in meiner Kolumne vor zwei Wochen ausgeführt habe - denn es wurde nicht nur jeweils ein "bestes" Bier ermittelt, sondern prämiert, was eben gut war.

Und da kamen durchaus auch Österreicher zum Zuge: Prämiert wurde ein Bier aus der Hirter Brauerei ("Hirter Bio Hanfbier") aus der Brauerei Hofstetten ("Honigbier") und aus der ganz neu eingerichteten Brauerei Gusswerk ("Sonderguss Lupulus Lupulinus", "Weizenguss") in Salzburg.