Adeg-Chef Andreas Poschner listet Rewe-Marken jetzt auch bei Magnet-Filialen.

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STANDARD: Sie haben für die 19 Cash-&-Carry-Märkte der Adeg einen strategischen Partner gesucht. Doch jetzt ist der Verkauf der AGM vom Tisch. Warum?

Poschner: Es gab keine zwingende Absicht. Die vorliegenden Angebote, auch mögliche Synergien, waren zum Teil interessant. Wir haben uns aber dagegen entschieden.

STANDARD: Es hieß, der Verkauf war auf Prodega, eine Tochter der Rewe, zugeschnitten ...

Poschner: ... das sind Gerüchte.

STANDARD: War es kartellrechtlich zu riskant, Rewe an Bord zu holen? Sie ist ja bereits zu 24,9 Prozent an Adeg beteiligt.

Poschner: Unsere Entscheidung hat damit nichts zu tun.

STANDARD: Adeg gehört saniert. Wie finanzieren Sie das jetzt?

Poschner: Natürlich kostet die Restrukturierung Geld. Sie ist aber nicht abhängig vom Verkauf der AGM. Wir schaffen das auch aus eigenen Mitteln.

STANDARD: Es wartet auch bei den AGM-Märkten viel Arbeit, viele Standorte sind veraltet.

Poschner: Wir bauen jährlich einen Standort neu. Die Investition allein ins Gebäude liegt bei je sechs Mio. Euro. Jetzt ist der Spatenstich in Hall erfolgt. Wir steigern den Umsatz in der AGM heuer um mehr als sechs Prozent. Anders als die Metro konzentrieren wir uns glasklar auf das Cash-&-Carry-Geschäft, um den eigenen Kaufleuten keine Konkurrenz zu machen.

STANDARD: Adeg übernimmt mit November von Edeka 19 frühere Magnet-Märkte, die jetzt unter E-Center firmieren. Die Lebensmittelfilialen waren schon einmal in Adeg-Besitz. Warum sollte es jetzt besser laufen?

Poschner: Wir haben das richtige Konzept. Unsere Kaufleute können heute auch Großflächen betreiben, es gibt bereits etliche Bewerbungen. Wir bereiten die Filialen jetzt für die Übergabe vor, benennen sie in Magnet zurück, implementieren unser Sortiment; die Märkte sind ja noch Edeka-lastig. Und wir prüfen, ob alle wirtschaftliche Zukunft haben.

STANDARD: Welchen Anteil des Sortiments tauschen Sie aus?

Poschner: Knapp ein Fünftel. Wir ersetzen die Biomarke der Edeka durch Ja!Natürlich-Produkte, auch andere Rewe-Marken kommen ins Sortiment.

STANDARD: Magnet verliert seit Jahren an Umsatz und schreibt Verluste, zuletzt rund fünf Millionen Euro. Wann soll der Kette der Turnaround gelingen?

Poschner: Es geht schneller, Umsatz zu verlieren, als ihn zurückzuholen. Jetzt stoppen wir einmal den Abwärtstrend.

STANDARD: Zielpunkt wird verkauft. Für Sie ein Thema?

Poschner: Nein, was hier über uns spekuliert wurde, fällt unter Märchenstunde.

STANDARD: Spar-Chef Gerhard Drexel zeigt sich interessiert. Er kämpft zugleich gegen den Einstieg der Rewe bei Adeg, spricht von einem Einkaufskartell.

Poschner: Er muss von seinen bisherigen Argumenten künftig wohl abweichen.

STANDARD: Rewe erledigt für die Adeg nach eigener Angabe bisher fünf Prozent des Einkaufs.

Poschner: Wir haben die Marke Clever implementiert, übernehmen Ja!Natürlich-Produkte. Jetzt denken wir nach, wie wir über Rewe vermehrt Markenartikel einkaufen.

STANDARD: Im Handel wird derzeit um die Gehälter gefeilscht. Wo ist Ihre Schmerzgrenze?

Poschner: Bei einer Erhöhung von über drei Prozent sind wir gefordert. Dann sind zusätzliche Einsparungen nötig. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.10.2007)