Nimmt mit ihrem Altwiener Charme gefangen: Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann in "Stealing Klimt"

Foto: Filmladen
Noch einmal darf Maria Altmann, die Nichte des Zuckerbarons Ferdinand Bloch-Bauer, ihre Geschichte um den lange Zeit aussichtslosen Kampf um die Restitution von fünf Klimt-Gemälden nacherzählen, den sie im Jänner 2006 gewonnen hatte. Und erneut nimmt die rüstige Dame, die in Los Angeles lebt, mit ihrem Altwiener Charme gefangen.

Im Mittelpunkt der britischen Doku Stealing Klimt steht natürlich die "Goldene Adele", jenes Porträt von Altmanns Tante, das Ronald Lauder im Juni 2006, nach der erfolgten Rückgabe, zum damaligen Rekordpreis ankaufte. Relevante neue Fakten aber vermögen Regisseurin Jane Chablani und ihr Drehbuchautor Martin Smith keine zu liefern: Das Jahrhundert zwischen der Genese des Auftragswerks, 1907 fertiggestellt, und der Auktion im November 2006, bei der die anderen vier Kunstwerke versteigert wurden, wird linear aufgerollt.

Chablani bemüht sich um eine bunte Bebilderung, ergänzt Archivmaterial und Privatvideos der Altmanns um Kamerafahrten über die Fassade des Bloch-Bauer-Palais wie des Zentralfriedhofs mit dem Grab. Und doch muss sie sich immer wieder mit Zooms auf dekorative Details der "Goldenen Adele" behelfen.

Zudem fetten Chablani und Smith ihre Doku mit einem Sidestep auf, der für die Geschichte der Klimt-Gemälde nicht nötig ist. Aber Hitlers gescheiterte Versuche, Künstler zu werden, lassen sich eben gut mit dessen Ansichten von Wiener Sehenswürdigkeiten illustrieren. Generell scheint man mehr Interesse an der Frage gehabt zu haben, ob Klimt ein Verhältnis mit Adele hatte, als an historischen Fakten: Gustav Rinesch beispielsweise, der Anwalt von Bloch Bauer, wird "Hunish" genannt.

Etwas eigenartig mutet auch die Auswahl der Gesprächspartner an. Da, wie im Abspann vermerkt, die damalige VP-Kulturministerin Elisabeth Gehrer und Ex-Belvedere-Direktor Gerbert Frodl Statements verweigerten, ist die Republik Österreich nur durch Gottfried Toman von der Finanzprokuratur vertreten. Eine kritische Anmerkung aber gestattet sich Chablani zum Schluss: Altmann sagte, sie hoffe auf Museen als neue Besitzer. Erworben wurden die vier Klimt von unbekannt. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 27./28.10.2007)