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(8.11.2007):

Automatische Altenwaschanlagen - ohne Schleudergang.

Foto: Blackbox Films/Robert Angst

Robert Angst

Foto: Blackbox Films/Leopold Lummerstorfer
Wenn man Geld für einen Film zusammenhat, ein Drehbuch, Produzenten, Regie, Cast usw. ist das gut. Aber man kann es drehen und wenden wie man will: man braucht auf alle Fälle jemand, der mit der Kamera gut umgehen kann und – Profitipp Nr. 4: ebenso gut mit den Leuten, die sich vor der Kamera aufhalten.

Da kann man von Glück sagen, wenn man solche wie Robert Angst kennt!

Der ist ein sehr neugieriger Mensch, und neugierige Leute, das weiß der Volksmund sicher, sterben bald.

Robert Angst lebt aber noch, seit seiner Geburt in Wien, und gibt einen Großteil des Geldes, das er als Kameramann verdient oder als Cutter oder als Produzent, auch hier aus.

Ist das viel?

Kommt drauf an, welche Maßstäbe man anlegt. Im Vergleich zu einem Fotomodell der Meinlbank ist es nicht viel, aber zum Überleben reicht es hinlänglich, weil Robert Angst nicht nur neugierig ist, sondern auch fleißig. Seit 1990 zahlt er als Kameramann Lohn- sowie Einkommensteuer, und seit 1995 sitzt er jedes Jahr mindestens einmal mit zugekniffenem Auge hinter dem Sucher.

1995 für Der Traum der bleibt von Leopold Lummerstorfer, gleich hier um’s Eck und natürlich auch mit englischen Untertiteln besichtigbar, 1999 für Margarete Schütte-Lihotzky - Erinnerungen aus dem Widerstand von Uwe Bolius, 2000 für Gelbe Kirschen, das Abschiebelustspiel zu den Fremdengesetzfestwochen (Josef Hader, Sandra Bra, Maria Hofstätter, Georg Friedrich, Erwin Leder und Martin Puntigam, Erwin Leder u.a.; Musik: Christian Fennesz), 2004 für Guten Morgen Österreich von Hannelore Tiefenthaler, 2005 für Operation Spring von Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber, wieder ein Fremdenpolizeislasher, preisgekrönt, 2007 für Gurbet - in der Fremde von Kenan Kiliç, mit dem er schon die schöne Nachtreise unternommen hat, auch preisgekrönt, und für 2008 steht Solange der Vorrat reicht auf dem Menu, für den bereits seit geraumer Zeit das Geld der Projektentwicklungsförderung in die Wirtschaft investiert wird.

Bei Guten Morgen Österreich handelt es sich um einen exquisiten Dokumentarfilm von Hannelore Tiefenthaler über einen Tag mit Ö3, gleichzeitig von zehn Kamerateams in ganz Österreich aufgezeichnet und dann mit viel Kunstfertigkeit montiert. Den kennen Sie wahrscheinlich nicht, weil er seinen Weg ins Kino noch nicht gefunden hat, wie gesagt wird. Und das, obwohl sich alle Beteiligten die größte Mühe gegeben haben. Aber da sieht man, dass Mühe allein nicht viel wert ist, wenn sich nicht alle die gleiche geben. So wurde aus vielen Fördermitteln (ORF/Film-Fernsehabkommen, Österr. Bundeskanzleramt, sowie Bundesländer Niederösterreich, Salzburg, Oberösterreich und Steiermark) ein sogenannter Tresorfilm, ein Genre, das bisher eigentlich nicht mit der Österreichischen Filmwirtschaft in Zusammenhang gebracht wurde.

Noch was?

Ja. Zwei Dinge, von denen es nicht schlecht ist, dass man sie weiß, wenn man näheren beruflichen, und vielleicht auch privaten Kontakt zu Robert Angst suchen möchte: er isst sehr gern sehr scharf und kann meisterhaft mit der Handkamera umgehen.

Das heißt beispielsweise, wenn Sie ihn heiraten wollen, dann sollte die Hochzeitstafel beim Inder stehen, und er selber steht eine zeitlang nicht für Verwandtengespräche zur Verfügung, weil er gerade Footage für einen Dogmafilm seiner Vermählung dreht.

Links wiederum ein schmucker Clip über den Filmbrancheneffekt der Woche, die meisten wissen ja bereits - Virenblocker kurzfristig deaktivieren bzw. neuerdings bei manchen Firefox-Versionen auf den kleinen grünen Pfeil klicken und schon geht’s los: Robert Angst im Außendienst.(Martin Puntigam/Leopold Lummerstorfer, 25.10.2007)