Beppo Mauhart, Susanne Riess-Passer, Alfred Gusenbauer (hinter dem Ball) und Reinhold Lopatka (v. l.) am Dienstag bei der gar launigen Präsentation der Zwischenbilanz des Vereins "Österreich am Ball"

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Wien - Wer zur Leidenschaft will, muss erst an den Katholiken vorbei. An der Männerbewegung, der Frauenbewegung, dem Metropolitangericht Wien. All diese Organisationen sind im Haus Spiegelgasse 3, nahe dem Stephansplatz, untergebracht. Und über ihnen, im Dachgeschoß, residiert seit heuer die "Österreich am Ball GmbH", die mit Aktionen wie den "Botschaftern der Leidenschaft" die Stimmung der Österreicher für die Fußballeuropameisterschaft schüren soll.

Zehn Millionen Euro aus der Staatskasse kann die Gesellschaft dafür ausgeben. Weitere zwei Millionen kommen als Geld- oder Sachspenden von privaten Sponsoren wie dem ORF, der Kronen Zeitung, Coca-Cola oder Intersport. Verwendet wird das Budget für Werbeveranstaltungen, Inserate, eine Ausstellung und Kulturprojekte, erklärt Heinz Palme, Geschäftsführer der "Österreich am Ball GmbH" und gleichzeitig Chef von "Heinz Palme Management" (HPM), der vom Verein "Österreich am Ball" mit dem operativen Management beauftragt worden ist. Klingt kompliziert? Ist es auch, wie Palme im Gespräch mit dem Standard eingesteht.

"Alles sauber"

"Diskussionen über die Konstruktion kann es geben, weil es schwer durchschaubar ist", meint der 49-Jährige zum Verhältnis zwischen UEFA, "Österreich am Ball", ÖFB und Regierung. Er achte aber darauf, dass alles sauber und transparent abläuft. Alles andere wäre "ja wirtschaftlicher Selbstmord".

Die Verflechtungen sind in der Tat komplex - und beginnen im Dezember 2002. Damals bekamen Österreich und die Schweiz den Zuschlag für die EURO 2008. Nominell war Susanne Riess-Passer (FP) noch immer Vizekanzlerin und Sportministerin der Republik, auch wenn sie schon am 5. September ihren Rücktritt erklärt hatte.

Noch kein Feuer ...

Ein Feuer der Begeisterung für den Fußball wollte sich für den Fußball in den darauffolgenden Jahren aber nicht entzünden. Also wurde im März 2006 der Verein "Österreich am Ball" unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Heinz Fischer gegründet. Ehrenamtliche Vereinspräsidentin: Susanne Riess-Passer. Vizepräsidenten: Der frühere Fußballbund-Präsident Beppo Mauhart und Karl Stoss, heute Chef der Casinos Austria.

Funken fürs Fußballfeuer schlug das Ganze aber noch immer nicht. Also holte man mit Heinz Palme den erfolgreichen Koordinator der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ins Boot. Und gründete die "2008 - Österreich am Ball Marketing GmbH" als 100-prozentige Tochter des Vereins. Geschäftsführer der GmbH wurde Heinz Palme.

"HPM hat vom Verein dann den Auftrag zur Ausarbeitung und Umsetzung des ,Österreich am Ball'-Konzeptes bekommen. Dafür haben wir uns verpflichtet, gegen eine Pauschale mich und zwei Mitarbeiter meiner Firma einzubringen. Tatsächlich sind es jetzt mit derselben Pauschale ich und vier Mitarbeiter", so Palme. Wie hoch die Pauschale ist, will er nicht verraten.

Dass so unter anderem auch Mitarbeiter seiner privaten Firma HPM Posten bei "Österreich am Ball" haben, bereitet Palme kein Kopfzerbrechen. "Nebenbei habe ich zwischen Oktober und April, bis erstmals eine Zahlung des Bundes gekommen ist, eine Zwischenfinanzierung geleistet."

Die Gattin "und andere Säulen"

Angst vor einer schiefen Optik, weil auch seine Gattin als Projektleiterin der "Botschafter der Leidenschaft" bei "Österreich am Ball" arbeitet, hat Palme ebenso wenig. "Für mich war das ein wichtiger Aspekt, sonst hätte ich diesen Job vielleicht nicht gemacht." Er habe fünf Jahre für die WM in Deutschland ohne Familie zugebracht. Ihm sei wichtig gewesen, seine Frau und andere Säulen seines Unternehmens bei der neuen Aufgabe dabei zu haben.

"Wer ein Problem damit hat, soll sich bei ,Österreich am Ball' erkundigen, ob meine Frau schlechte Arbeit leistet", meint Palme bestimmt. "Ich bin ja eine Minifirma, und da ist es auch bei anderen durchaus üblich, dass die Ehegattin mitarbeitet. Und meine Frau bekommt ein moderates Gehalt."

Aus dem Zwölf-Millionen-Budget werde das nicht bestritten. "In dem Budget sind keine Personalkosten enthalten", stellt Palme klar. Die Pauschale für ihn und seine Mitarbeiter komme aus einer eigenen Förderung des Bundeskanzleramtes.

... der Begeisterung

Ein Blick in den Budgetvoranschlag 2008 verrät, dass im Bundeskanzleramt zwischen 2006 und 2008 insgesamt 625.000 Euro an Förderung für den Verein "Österreich am Ball" vorgesehen sind. Dazu kommen so genannte Überschreitungsermächtigungen, die den Löwenanteil des mit zehn Millionen gedeckelten Bundesbeitrags ausmachen.

Sollte mehr Geld nötig werden, müssen weitere private Sponsoren her, Ausfallshaftung gibt es keine. Sollte nach der EURO noch etwas da sein, "bekommt das laut Vertrag der Fußballbund für gemeinnützige Zwecke. Aber insgesamt wird es sich wohl auf plus/minus null ausgehen", sagt Palme leidenschaftslos. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 24.10.2007)