Auf der Bühne sind zwölf alte Menschen zu sehen. Sie spielen Karten, lesen, unterhalten sich. Mit diesem Bild beginnt das von Gerhild Steinbuch geschriebene Stück "verschwinden oder Die Nacht wird abgeschafft" ein Auftragswerk für den steirischen herbst.

Der eine oder andere Historieninteressierte wird Parallelen zu der Geschichte von Antigone erkennen können. So sind die in Steinbuchs Stück dargestellten Hauptpersonen geschichtsähnliche Figuren, wie Lara als Antigone und deren Bruder Oed als Oedipus.

Das von den Schauspielern sehr gut inszenierte und vorstellbare Stück soll vermitteln, dass die heutige Gesellschaft sich zu wenig um die Alten kümmert, selbst jedoch versucht, für immer jung zu bleiben. So klagt zum Beispiel Oed: "Meine Großmutter hat Knochen aus Glas und darf sich kaum bewegen ...!" Da er Krankenpfleger ist, hat er jeden Tag mit alten Menschen zu tun. Voll Abscheu erzählt er, wie sich der Gestank der Alten in seine Haut frisst, sodass er sich schrubben muss, bis er wund ist, und wie er sie füttert, weil sie sich selbst nicht bewegen können. Haimon, der Freund Laras, hat zu seinem Vater kein sehr nahes Verhältnis, denn dem geht es nur darum, seine Nachkommenschaft zu sichern. Zu Ende des Stückes wechselt er auf das "andere Ufer" und zieht sich Frauenkleider an, da er sich mit seiner Mutter besser identifizieren kann.

So geht es im Theaterstück um Liebe, Sex, Humor und Tragik. Die erst 24-jährige Autorin Gerhild Steinbuch ist schon längst kein unbeschriebenes Blatt als Literatin. 2003 erhielt sie den begehrten Retzhofer Literaturpreis und mit dem Stück "kopftot" schaffte Steinbuch 2004 den internationalen Durchbruch. Wir hoffen, dass wir von der jungen Steirerin noch so manches Stück zu sehen bekommen werden. (Philipp Lorenz/DER STANDARD-Printausgabe, 23. Oktober 2007)