Nachdem das Video 15 Sekunden gespielt hat, erscheint das Overlay am unteren Ende des Videos und nimmt 20 Prozent des Fensters ein.

Foto: Google

Nutzer können das Overlay anklicken, um sich die Videoanzeige anzusehen. Das Hauptvideo pausiert im Hintergrund.

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Werbung für Haarspray erscheint in einem "Ford-Models-Video".

Werbung für den Simpsons Film in einem Video der Warner Bros Music Group.

"Zuerst testen, dann monetarisieren." Google will seine Online-Video-Plattform YouTube mit Video-Werbung profitabel machen. Schließlich sollten die vor knapp einem Jahr für die Übernahme gezahlten 1,3 Milliarden Euro auch wieder in die Kassen des Unternehmens gespült werden. Nachdem seit Googles Engagement bei Youtube schon Bannerwerbung geschalten werde, sei dies der nächste logische Schritt, erklärt Kay Oberbeck, Leiter Corporate Communications und Public Affairs bei Google, im Gespräch mit etat.at . In Zeiten der stetig wachsenden Breitbandverbindungen wolle man auf den Zug in Richtung Bewegtbildangebote und deren Vermarktung natürlich aufspringen. Mit dem sehr "sensiblen" Einsatz der Video-Werbung sei der Spagat zwischen Kundenzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit des Portals zu schaffen.

Relevanz und Mehrwert für den User

Die wichtigste Prämisse und Googles "Philosophie" sei, "den Nutzer zufrieden zu stellen", meint Oberbeck. "Werbung muss relevant sein und einen Mehrwert für den User haben", ist er auch überzeugt, dass alle davon profitieren. Zwischen der Werbebotschaft und dem Inhalt des Videos gäbe es einen Konnex. Google habe sich entschieden, die Reklame nicht vor dem Clip zu senden, sondern sie am unteren Rand "dezent" einzublenden. Als Youtube Ende August seinen Usern via Blog-Eintrag mitteilte, dass Video-Werbung kommen werde, gab es zum Teil empörte Reaktionen. In den Kommentaren drohten viele, ihre Clips künftig auf anderen Sites zu laden und der Plattform den Rücken zu kehren. "Video ist Kunst und über Kunstwerke zu malen, ist eine Gewalttat", schrieb etwa ein verärgerter User. Laut Oberbeck habe sich die Aufregung aber wieder gelegt. Die Nutzerzahlen seien stabil. Manche wittern jetzt auch die Chance, mit ihren Videos dann auch Geld verdienen zu können. Die vielen Tausend Abrufe würden ordentlich Kohle bringen.

Pay per Click

Derzeit befinde man sich noch im Teststadium und Werbung werde nur auf professionell produzierten Videos von Medienpartnern geschalten. À la longue wolle man natürlich selektiv auch die nutzergenerierte Inhalte mit Werbeclips versehen. Enormes Interesse von Seiten der Werbewirtschaft sei jedenfalls vorhanden, konstatiert Oberbeck. Kein Wunder bei mehr als 130 Millionen Unique Visitors im Monat und einer Plattform, die für mehr als zehn Prozent des gesamten Datenverkehrs im Web verantwortlich ist. Die Abrechnung der Werbeclips funktioniert im Prinzip wie bei Googles Werbeprogramm AdWords: "Die Firmen zahlen nur, wenn die Werbung tatsächlich geklickt wird", erläutert Oberbeck. Die Einnahmen werden zwischen YouTube und den Inhalteanbietern nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt. Dem Vernehmen nach blechen die Werbetreibenden 20 Dollar für 1000 Webabrufe.

Keine den Inhalt unterbrechende Werbung

Google setzt auf ein Overlayformat. Ziel sei es, den Usern die Kontrolle über die Werbung zu geben. Zuvor wurde in Studien die Akzeptanz für diese Form der Reklame ermittelt, erzählt Oberbeck. Unterbrechende Anzeigenformate wollte man deswegen nicht einsetzen, da diese mehrheitlich auf Ablehnung stießen. Nachdem das Video 15 Sekunden gespielt hat, erscheint das Overlay am unteren Ende und nimmt rund 20 Prozent des Fensters ein. Wenn es nach zehn Sekunden nicht angeklickt wird, verschwindet es wieder. Falls der User die Anzeige ansehen möchte, pausiert das Hauptvideo im Hintergrund. Laut einer Umfrage unter YouTube-Usern haben 73 Prozent nichts gegen Werbung, wenn dadurch die Nutzung des Portals kostenlos bleibt. Googles Angaben zufolge wird Videowerbung "zehn- bis 20-mal" öfter angeklickt als herkömmliche Displaywerbung. 75 Prozent der User, die sich die Werbung ansehen, würden sich anschließend auch den Rest des Videos zu Gemüte führen.

Deutsche Variante von YouTube

Vor wenigen Tagen hat Google YouTube-Videos auch in sein Werbeprogramm AdSense integriert. Damit können Website-Betreiber Spots auf ihrer Seite anbieten, die Werbung enthalten. Von den Einnahmen sollen sowohl die Site-Betreiber als auch die Videoinhalte-Anbieter profitieren. AdSense-Kunden können diese "Video-Units" in Größe und Farbe der Website anpassen und selbst bestimmen, welche Clips gezeigt werden sollen. Vorerst ist die AdSense-Video-Werbung allerdings nur in den USA zu sehen. Im Falle des Erfolges werde sie aber auch in Europa zum Einsatz kommen, bestätigt Oberbeck.

Überhaupt sei man im Moment sehr mit "Lokalisierungsprogrammen" beschäftigt. Den regionalen Spezifika solle Rechnung getragen werden. Deswegen habe zum Beispiel Google im vergangenen Jahr auch eine Dependance in Österreich eröffnet. "Wir arbeiten zurzeit intensiv an einer deutschsprachigen Variante von YouTube", erklärt Oberbeck. Eine britische und französische gäbe es ja bereits. So könnten Werbepartner vor Ort noch viel leichter generiert werden. (Oliver Mark, derStandard.at, 21.10.2007)