Bild nicht mehr verfügbar.

Die Kommunikationsabteilung der Daimler AG hatte in den vergangenen Monaten wohl genug zu tun. Die Trennung von US-Tochter Chrysler wurde auch namensrechtlich vollzogen. Der logistische Aufwand für das Projekt "Name Change" - dazu gehört auch der Austausch von Arbeits-Overalls, T-Shirts, Briefpapier und Visitenkarten sowie des Internetauftritts - kostet dem Unternehmen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Neu gestartet wurde auch ein Mitarbeiterblog.

Foto: AP/DANIEL MAURER

Christian Fachat, Leiter Web Communications.

Foto: Daimler AG

"Neuer Name, neues Kapitel, klare Ziele": So beginnt Christian Fachat, Leiter Web Communiations der Daimler AG, seinen ersten Eintrag im kürzlich gestarteten Mitarbeiterblog.

"Wir zwingen niemanden zum bloggen. Das muss freiwillig geschehen", erzählt er gegenüber etat.at. Bloggen darf jeder, auch der Vorstand, aber Themen wie Religion oder Politik sind tabu. Branchenkollegen, die überlegen, einen Corporate Blog zu installieren, empfiehlt er einfach: "Mitmachen!".

etat.at: Kurz nach Chrysler startete auch die Daimler AG einen Mitarbeiterblog blog.daimler.de, warum und was erwarteten Sie sich davon?

Christian Fachat: Wir wollen Einblicke in die Daimler AG aus etwas anderem Blickwinkel geben. Wir stellen fest, dass der Andrang z.B. bei Besuchertagen in unseren Werken sehr groß ist und sich die Menschen für das Leben hinter dem Werkstor interessieren. Sie kommen zu Tausenden zu unseren Hauptversammlungen und strömen über unsere Produktstände auf den Messen. Sie interessieren sich für Daimler.

Zudem reden Mitarbeiter täglich im privaten und geschäftlichen Umfeld über Daimler. Hier gibt es nun eine Plattform, auf der sie diese Informationen einem interessierten Personenkreis zugänglich machen können.

etat.at: Werden auch Vorstände oder Ihr Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche bloggen?

Christian Fachat: Es sollte in erster Linie ein Mitarbeiter-Blog sein. Aber dürfen darf jeder, auch der Vorstand.

etat.at: Wie wurde die Idee aufgenommen und wieviele Mitarbeiter werden mitbloggen?

Christian Fachart: Wir haben unheimlich viele positive Kommentare zum Launch bekommen. Sowohl von Bloggern als auch von Mitarbeitern. Bloggen ist für uns neu, und wir müssen uns erst daran gewöhnen. Deshalb starten wir anfangs nur mit eine kleine Gruppe und hoffen auf den Schneeballeffekt. Wir zwingen niemanden zum bloggen. Das muss freiwillig geschehen.

etat.at: Werden die Blogbeiträge geprüft, bevor sie online gehen? Nach welchen Kriterien?

Christian Fachat: Jeder Mitarbeiter kann ein Thema vorschlagen. Dies sollte von allgemeinem Interesse sein. Bestimmte Themenfelder, z.B. Politik oder Religion, sind jedoch tabu.

etat.at: Warum haben sich Corporate Blogs in Deutschland – ähnlich wie in Österreich – noch immer nicht als PR-Tool etabliert? Warum zögern hier Unternehmen?

Christian Fachat: Es wir immer wieder die One-Voice-Policy großer Unternehmen als Hürde für das Corporate Blogging genannt. Wir für uns haben festgestellt, dass "One-Voice-Policy" und Corporate Blogging durchaus parallel stattfinden können. Auf der einen Seite haben wir eine "offizielle Unternehmensmeinung", etwa bei Strategie-, Finanz-, oder Kooperationsthemen. Beim Bloggen geht es uns jedoch mehr darum, Einblicke in einen Konzern zu bieten und weniger um Botschaften zu setzen.

etat.at: Wieviel Zeit verbringen Sie in der Blogosphäre? Und welche Blogs besuchen Sie regelmäßig, welche empfehlen sie PR-Verantwortlichen?

Christian Fachat: Tag und Nacht, ich lebe dort. Spaß beiseite. An Blogs wie Fischmarkt, Indiskretion Ehrensache, off-the-record oder auch Lummaland kommt man nicht vorbei. PR-Verantwortliche sollten zumindest mal beim PR Blogger reingeschaut haben. (Astrid Ebenführer, derStandard.at)