Wien - "Die Jungen sind das kritischste Publikumssegment, das auch über das meiste Know-how im Umgang mit neuen Medien verfügt", betont ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im Gespräch mit dem SchülerStandard. Er ist überzeugt, dass die Präsenz des ORF auf allen neuen Medienplattformen eine der wesentlichen Zukunftsfragen ist.

Doch das Fernsehen wird immer öfter ein "Nebenbei-Medium", während gechattet oder gesurft wird, betont Beate Großegger vom Institut für Jugendkulturforschung. "Man schnappt einen Begriff auf und schaut dann hin, aber das Programm hat keinen absoluten Vorrangstatus." Trotzdem sei das Fernsehen eine Top-Freizeitaktivität, die nicht zielgerichtet ist. "Gerade in der Altersphase zwischen 14 und 19 rhythmisieren Jugendliche ihr Leben stark zwischen Aktion und Rückzugsphasen", erklärt Großegger die Lust am "Couchen", dem süßen Nichtstun vor der Glotze.

Der 15-jährigen Schülerin Sarah Krems, "ist es wichtig, dass ich mich beim Fernsehen entspannen und kurz aus dem Alltag ausbrechen kann. Bei interessanten Themen schalte ich auch gerne auf Informationssendungen um."

Den ORF-Strategen ist klar, dass die Jugend nicht als einheitliche Generation gesehen werden kann. Großegger bestätigt dies: "Jugendliche erwarten sich ein maßgeschneidertes Angebot bei ihrer Mediennutzung." Wrabetz sieht hier den ORF naturgemäß gut aufgestellt, mit Sendungen wie "Newton", "Wie Bitte?" oder den "ZiB Flashes" habe sich in jüngster Zeit viel getan.

Das sei zwar gut, meint Christina Pribitzer (17), "allerdings sollte man Jugendlichen, die sich schon mit Politik beschäftigen, eine Sendung mit neuen Anreizen bieten". Auch die Schülerin Marion Rathner (17) findet das ORF-Programm in Ordnung. Sie nennt allerdings US-Serien wie CSI als ihre Favoriten, nicht ORF-Eigenproduktionen. Bei TV-Formaten für unter 20-Jährige sieht Großegger wenig Mut der Sender: "Das kostet viel Zeit und Energie, es traut sich niemand radikal an das Thema heran."(red/DER STANDARD Printausgabe, 16. Oktober 2007)