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Noch im Jahr 1750 ist in Österreich eine Frau wegen Hexerei verurteilt worden und am Scheiterhaufen gelandet. Das ist erst etwas über 250 Jahre her. Übrigens wurde die letzte "Hexe" in Salzburg verbrannt. Hier wütete die Verfolgung ganz besonders - wie überall, wo weltliche und kirchliche Macht zusammenfiel. Der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der Salzburger Nachrichten, Clemens. M. Hutter, schätzt, dass in Europa rund 60.000 Menschen wegen Hexerei exekutiert wurden - drei Viertel davon Frauen.

 

Hutters Buch über die Gräuel des Hexenwahns, der nicht, wie viele meinen, im "finsteren Mittelalter", sondern am Beginn der Neuzeit vom 15. bis in das 18. Jahrhundert seine Hochblüte erlebte, ist keine Sammlung von Schreckensgeschichten über Folter und Hinrichtung allein. Hutter versucht vielmehr die Denkweise und Infamie der Schreibtischtäter von damals zu beleuchten, denn "selbst nach dem damaligen Stand der Wissenschaft waren die Methoden der Hexenjäger höchst anfechtbar".

"Hexenhammer" als Maßstab

Hutter nimmt den von zwei Mönchen verfassten "Hexenhammer" - das Standardwerk der Hexenhatz - zum Maßstab des Hexenwahns. Der "Hexenhammer" weist Richter an, wie sie durch krassen Betrug, Fälschung von Dokumenten, Fallenstellerei, raffinierten Rechtsbruch und hinterhältige Lügerei Hexen ihrer "Verbrechen" überführen können. Priester schreckten also nicht davor zurück, das biblische Wahrheitsgebot ungeniert zu brechen - der Zweck heiligte die barbarischen Mittel.

Dabei erliegt Hutter aber nicht der Versuchung, das heutige Rechtssystem als Bezugspunkt zu nehmen, sondern er orientiert sich an den Zeitumständen, den gültigen Gesetzen und jenen Regeln der Logik, die den an sich hochgebildeten Ordensmännern bekannt sein mussten. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Print, 16.10.2007)