Seit 2003 managt die Ottensheimerin Uli Böker die Gemeindearbeit.
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"Wer wurde Bürgermeister/in von Ottensheim, und welcher Partei gehört diese Person an?", lautete eine Frage des Geschichtetests an einem Linzer Gymnasium. Spätestens als die Mitarbeiterin der Gemeinde Ottensheim der gesuchten Politikerin von der Prüfungsaufgabe für die Schulklasse ihres Sohnes berichtete, war dieser klar: "Jetzt stehe ich in der ersten Reihe."

Bevor sie 2003 Bürgermeisterin wurde, arbeitete die Mutter von vier Kindern, die mit Vorliebe orange Schuhe trägt, jahrelang in der Kulturszene: im Vorstand der oberösterreichischen Kulturplattform Kupf und als Geschäftsführerin des "Festivals der Regionen". Als dann in ihrem Heimatort Ottensheim die regierende ÖVP auf die Idee kam, das Gemeindeamt aus dem Ort zu verbannen, war es so weit. Uli Böker und 16 weitere aufgebrachte OttensheimerInnen verfassten einen offenen Brief gegen "die Standortverlegung des Amtsgebäudes". "Wir erwarten eine breite Diskussionen, Pro O - eine Initiative für Ottensheim" stand am Ende des Briefes vom 22. April 1997.

Diese Bürgerliste wurde völlig überraschend im Oktober jenes Jahres mit sechs GemeinderätInnen und 20 Prozent Stimmanteil in den Gemeinderat "katapultiert". Die zweite Sensation folgte bei der Kommunalwahl 2003. Böker hebelte den langjährigen ÖVP-Bürgermeister aus dem Sessel und managt seitdem vom "alten Rathaus" aus die Geschäfte.

Im obersten Stock im hintersten Eck des renovierungsbedürftigen Amtshauses sitzt die 51-Jährige jetzt, in einem Zimmer mit Blick in den Garten. Und obwohl ihre Bürgerliste im Gemeinderat keine Mehrheit hat, werde sie von ÖVP und SPÖ nicht blockiert. "Ich sage halt auch einmal, es ist was danebengegangen", beschreibt die Frau mit den orangen Schuhen das Geheimnis ihrer Akzeptanz. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, Print, 16.10.2007)