"The Monks" predigen in der Minoritenkirche von Krems das Wort Johnny Rottens: "I hate you - but call me!"

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Krems - Ihre nicht unbedingt große Zeit war 1967 vorüber. Nachdem sich der Erfolg nicht und nicht - und vor allem wegen der Musik und dem selbst heute noch unmöglichen Outfit nichtnichtnix! - einstellen wollte, brachen The Monks damals auseinander.

Vier Jahre lang waren die fünf nach dem Dienst in der US-Army in Deutschland hängengebliebenen Yankees, die als Hobbymusiker am Wochenende entdeckt hatten, dass sich mit leicht nachzustellender amerikanischer Urwaldmusik so manche deutsche Blume pflücken lässt, durch die Beat-Clubs und Gasthaushinterzimmer von Deutschland getourt. Anfangs spielte man noch unter dem Bandnamen The Torquays und mit für damalige Verhältnisse sensationell langen Haaren, also mit zumindest erotischem Erfolg.

Blöderweise ließen sie sich, das große Geld witternd, dann aber ab 1965 von zwei "findigen" deutschen Werbeagenturleuten als in The Monks umbenannte, weltweit erste "Konzeptband" dazu überreden, nicht nur Mönchskutten und Tonsuren zu tragen - und also ihr Sexualleben schon in jungen Jahren gegen null zu drosseln. Ihrer Zeit mindestens ein Jahrzehnt dem Punk voraus, erfuhr auch die anfangs gefällige Mischung aus Songs der Beatles, von Chuck Berry oder Johnny & The Hurricanes eine Radikalisierung hin zu Eigenkompositionen wie I Hate You oder einem in Monk Time unternommenen, wütenden Protest gegen den Vietnamkrieg. Bei diesem hört man noch heute deutlich das Weiße in den Augen des "Sängers" Gary Burger.

Die Zauberworte lauteten Drastik und Minimalismus. Befreit von unnötigem Mädchenzierrat wie Melodien, Refrains und Ich-hab-dich-lieb-Texten, brüllten die Monks als "Anti-Beatles" zu adrenalinreichen Marsch- und Polka-Rhythmen, verzerrten, rückkoppelnden Gitarren, kreischender Orgel, Stop-and-go-Riffs auf Ein- bis Zwei-Akkordbasis und einem damals wie heute von der Weltjugend eher misstrauisch beäugten Banjo Parolen gegen Kunst- und Biedersinn. Das Publikum hasste die Monks.

Kein Wunder, dass Black Monk Time, das erste und einzige Album, 1966 gnadenlos floppte. Das Management zerstritt sich. Die Band warf ein Jahr später (schon wieder ohne Kutte und Tonsur, dafür mit aktivem Sexleben) wegen chronischer Erfolglosigkeit und wohl auch ein wenig Muffensausen angesichts anstehender Truppenbetreuungskonzerte vor GIs drüben in Vietnam entnervt das Handtuch. Zurück in den USA zerstreute man sich in alle Winde und startete äußerst bescheidene bürgerliche Karrieren.

Im Rentenalter geben die seither als legendär geltenden Monks nun seit ihrer unvermuteten Wiederbelebung 1999 Konzerte. Sie ernten heute jenen Ruhm, der ihnen musikhistorisch als Wegbereitern des Punk zusteht.

Man muss das alles wissen, wenn man die noch verbliebenen drei Original-Monks, Gary Burger, Dave Day und Eddie Shaw, unterstützt von zwei 40-jährigen Kindern an Keyboard und Schlagzeug, heute live in der Minoritenkirche zu Krems/Stein zum Abschluss des Festivals Kontraste etwas klapprig alte "Hits" spielen sieht. Nur wer weiß, kann im konkreten Fall auch glauben.

Es war ein rührender, würdiger Auftritt. Nicht mehr, nicht weniger. Und: Groupies werden heute nicht mehr benötigt. Die Frauen draußen am T-Shirt-Stand tragen die Eheringe der gefallenen Mönche. (Christian Schachinger/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 10. 2007)