Eine positive Komponente und ein Lichtblick, aber erschreckend dünne Beziehungspfeile

Die Analyse der drei wichtigsten Passes im Spiel der Österreicher gegen die Schweiz (1:3) enthüllen ein weiteres Mal die fundamentalen Schwierigkeiten des ÖFB-Teams in der Spielgestaltung. Auch dieses Netzwerk dokumentiert die notgedrungen reaktive Spielweise der Mannschaft. Im Gegensatz zu den Schweizern, deren Spiel nach vorn durch die Spielstärke der gesamten Verteidigung und ein vielleicht nicht fehlerfreies, aber intern intensiv kommunizierendes defensives Mittelfeld angetrieben wird, gelang es den Österreichern nicht, aus der Mitte heraus ins Spiel zu kommen.

Erschreckend dünne Beziehungspfeile verleihen der Tatsache Ausdruck, dass es dem Team kaum gelingt, über längere Strecken am Ball zu bleiben. Man scheitert an den beiden Grundformen des ballesterischen Zirkulierens: Ballhalten bei statischen bzw. schnelles Ans-Ziel-Bringen bei dynamischen Verhältnissen. Lediglich auf der rechten Seite lassen sich zwei überlappende Dreiecksverhältnisse erkennen - zu wenig für ein stabiles Spiel nach vorn. Die darin involvierten Mittelfeldspieler Sariyar und Ivanschitz sind denn auch als positive Komponente gegenüber den Septemberpartien hervorzuheben.

Ivanschitz entwickelte Ansätze zu einer Zentralität, die darauf hindeuten, dass ihm die Rolle der hängenden Spitze mehr liegt als die des Flügelspielers. Er erwies sich nicht nur als vielerorts anspielbar und ballverteilend (vgl. dazu die Werte der gegebenen und erhaltenen Passes), sondern holte sich in einem für ihn ungewöhnlichen Ausmaß Bälle auch vom Gegner. Ähnliches gilt für Sariyar, dem man jedoch einen anderen unmittelbaren Kooperationspartner wünscht als den derzeit verunsicherten Aufhauser. Es ist wohl kein Zufall, dass in unserer visuellen Reduktion auf die drei wichtigsten Anspielpartner zwischen den beiden zentralen Mittelfeldspielern keine Beziehung existiert. Einen kleinen Lichtblick stellt die Premiere von Sanel Kuljic als einziger echter Spitze dar.

  • DIE MEISTEN PÄSSE/PASSVERSUCHE

    1. Ivanschitz-Kuljic 10
    1. Standfest-Ivanschitz 10
    3. Standfest-Garics 9
    4. Fuchs-Weissenberger 8
    5. Garics-Ivanschitz 7
    5. Sariyar-Garics 7
    5. Ivanschitz-Sariyar 7
    5. Garics-Standfest 7
    9. Garics-Sariyar 6
    9. Standfest-Kuljic 6
    9. Weissenberger-Ivanschitz 6
    

  • SCHLÜSSELSPIELER*

    1. Ivanschitz 86
    2. Garics 72
    3. Sariyar 66
    4. Standfest 58
    5. Fuchs 56
    5. Kuljic 54
    5. Weissenberger 45
    5. Aufhauser 42
    9. Hiden 32
    10. Kienast 31
    

    * Gegebene und angenommene Pässe

  • AM ÖFTESTEN ANGESPIELT

    1. Ivanschitz 49
    2. Kuljic 42
    3. Sariyar 36
    3. Garics 36
    5. Standfest 26
    6. Weissenberger 25
    7. Kienast 21
    8. Aufhauser 18
    9. Fuchs 17
    10. Hiden 13
    11. Mörz 10
    11. Schiemer 10
    13. Manninger 6
    13. Harnik 6
    15. Prödl 5
    16. Ertl 4
    

  • ERFOLGREICHE PÄSSE IN PROZENT

    1. Schiemer 91,67
    2. Kienast 90,00
    3. Prödl 88,89
    4. Hiden 84,21
    5. Aufhauser 79,17
    6. Ertl 77,78
    7. Fuchs 76,92
    8. Sariyar 76,67
    9. Kuljic 75,00
    9. Mörz 75,00
    11. Weissenberger 65,00
    12. Ivanschitz 64,86
    13. Manninger 64,00
    14. Garics 63,89
    15. Standfest 62,50
    16. Harnik 00,00
    

  • GABEN DIE MEISTEN PÄSSE

    1. Fuchs 39
    2. Ivanschitz 37
    3. Garics 36
    4. Standfest 32
    5. Sariyar 30
    6. Manninger 25
    7. Aufhauser 24
    8. Weissenberger 20
    9. Hiden 19
    10. Schiemer 12
    10. Kuljic 12
    12. Kienast 10
    13. Ertl 9
    13. Prödl 9
    15. Mörz 8
    16. Harnik 2
    

  • BALLBERÜHRUNGEN PRO BALLBESITZ

    1. Schiemer 1,31
    2. Fuchs 1,37
    2. Kuljic 1,37
    4. Standfest 1,38
    5. Ertl 1,40
    6. Ivanschitz 1,51
    7. Prödl 1,56
    8. Harnik 1,67
    9. Garics 1,73
    10. Hiden 1,79
    11. Sariyar 1,83
    12. Kienast 2,15
    13. Weissenberger 2,17
    14. Mörz 2,30
    15. Aufhauser 2,54
    

    * Gegebene und angenommene Pässe

    ***

    Die Analytiker
    FAS.research, in Wien und San Francisco ansässig und schon bei der WM 2006 im Einsatz, beobachtet exklusiv für den Standard die ÖFB-Partien.

    Team: Ruth Pfosser, Harald Katzmair und Helmut Neundlinger. Homepage: www.fas.at

    Der Ansatz
    Die Spielzüge werden codiert und netzwerkanalytisch ausgewertet. In der Grafik sind die Ballwege zu den drei wichtigsten Pass-Partnern jedes Spielers zu sehen. Die Kreisgrößen zeigen die Summe der angekommenen und abgegebenen Pässe.