Siedler, die viel wuseln, gehen zum Wirten in die Taverne, um mit Met wieder frohzuwerden.

Foto: Bluebyte/Ubisoft
Um den Aufstieg eines Königreichs, von dem der sechste Teil der Siedler-Reihe handelt, erfolgreich zu absolvieren, nehme man: eine Burg, eine Kirche, ein Lagerhaus, eine Jägerhütte, eine Holzfällerhütte, eine Steinmetzhütte, eine Taverne und 20 weitere Gebäude für Handwerker und Rohstoffhersteller. Man positioniere sie alle rund um einen Marktplatz, baue eine Stadtmauer rundherum, wehre Feinde ab und erfülle mit den kommandierenden Rittern ein paar Missionen.

"Wuseln" will dieses Treiben genannt werden

Haut alles hin, werden Güter produziert, die Stadt floriert und zig kleine Maxerln rennen durch die Gegend und erledigen irgendwas. Der Bäcker holt Getreide, das der Bauer produziert, und macht Brot. Der Seifensieder checkt sich Tierfett von toten Tieren, die der Jäger "produziert". "Wuseln" will dieses Treiben genannt werden.

Die Freude einer geordneten Welt

Was hat man von der Sache? Die Freude einer geordneten Welt. Keiner schert aus, alle sind unheimlich effizient. Ehefrauen sind zum Beispiel nur dazu da, um die Siedler-Männchen produktiver werden zu lassen. Um zu verkuppeln, braucht man nur ein Fest am Marktplatz steigenzulassen.

Zuschauspiel

Die Freude an delegierter Betriebsamkeit wird von aufwändigen Grafikdetails unterstützt. Wenn's Winter wird, wird er es so pittoresk und heimelig, dass man den Kamin anzünden und in dicke Filzschlapfen schlüpfen will. Schaut man einem der kleinen virtuellen, nach Regeln arbeitenden Hackler über die Schulter, kreuzen Schmetterlinge und Hühner den Weg. Und wenn's regnet, wird man fast selbst nass. Das Genre der Aufbaustrategen wird hier zum Zuschauspiel - eine Tendenz, die faule Freunde der stillen Betrachtung künftig wohl öfter erfreuen wird.

Schnellebigkeit des Marktes

Das Spiel (Entwickler Blue Byte, veröffentlicht von Ubisoft, Preis ab € 38,95) trägt dem Umstand Rechnung, dass angesichts der Schnelllebigkeit des Marktes einzelne Spiel(teile) nicht allzu lange binden: Grafik-Bombast, erkauft mit hohen Rechneranforderungen, lenkt nicht ewig ab und gibt irgendwann den Blick auf wenig komplexe und von Wiederholung geprägte Herausforderungen frei. Bis dahin ist es aber super.

Und danach hilft ein Zurückgreifen auf schwierigere Kollegen wie der mittelalterlichen Wirtschaftssimulation Anno 1701 (siehe unten) oder auf die rundenbasierte Weltsimulation Civilization (immer gut, wenn auch nicht neu), oder - wer auf die Siedler-Aufbaustrategie steht - die (auch nicht ganz neue) Neuauflage des zweiten Teils der Siedler-Serie.

Aktuelle Titel

  • Stranglehold Die Fortsetzung von Regisseur John Woos Actionfilm "Hard Boiled" für PC, PS3 und X-Box wurde für Leute gemacht, die virtuelle Waffengewalt nicht verabscheuen - auch wenn für die deutsche Version zensiert wurde. Filmstar Chow Yun Fat kann digitalisiert auch in Zeitlupe schießen. Ab 18 Jahre.

    Von Midway, Preis ab € 38,95

  • Anno 1701: Der Fluch des Drachen In der Wirtschaftssimulation verschlägt es PC-Spieler mit der ab 25. Oktober erhältlichen Erweiterung in den fernen Osten, um dort in einer neuen Kampagne ein prosporierendes Inselreich aufzubauen. (Hauptprogramm Anno 1701 erforderlich.)

    Von Sunflowers/Ubisoft,

    Preis € 24,95.(Alois Pumhösel/DER STANDARD, Printausgabe vom 13./14.10.2007)