Die Einrichtung der Gasträume und des lichtdurchfluteten Wintergartens mit prächtigem Blick in den Garten und auf die Hausdächer der Umgebung präsentiert sich nun dezent-elegant. In der Küche, dem "Rolls Royce" des Restaurants, wie sich Geschäftsführer Willi Balanjuk ausdrückt, werkt Chefkoch Alexander Mayer mit seinem Team derzeit noch im Probebetrieb, um Abläufe zu trainieren.
Das Gasthaus, dessen ursprüngliches Gebäude aus dem 13. Jahrhundert stammt, wurde im letzten halben Jahr mit strengen Auflagen des Denkmalschutzes renoviert. Darüber, wie viel in das ehemalige "Gasthaus zur schönen Aussicht" investiert wurde, möchte man keine Auskunft geben. Das Haus wurde von den Besitzern, dem Chorherrenstift Klosterneuburg, langfristig gepachtet. Die Eröffnung des Restaurants (Näheres dazu in Severin Cortis Gastronomiekritik im Rondo am 19. 10.) ist ein weiterer Baustein im önologischen Firmenkonglomerat des Werbers und GGK-Gründers Hans Schmid. 2003 hatte er das Rote Haus am Nussberg mit den umliegenden Weingärten und im vergangenen Herbst auch den Traditionsheurigen Mayer am Pfarrplatz samt allen Weingärten gekauft.
Weingartenübernahme
Derzeit verhandelt Schmid auch über die Übernahme von 16 Hektar Weingärten in der begehrten Lage Nussberg, die der Immobilienfirma Conwert gehörten – womit er in Wien endgültig zum Big Player in Sachen Wein wird. Details wird Schmid in einer Pressekonferenz am kommenden Dienstag bekannt geben.
Fest steht jedenfalls, dass der Weinkeller, und in der Folge auch der Heurige "Mayer am Pfarrplatz", umgebaut werden – das Lokal soll vor allem eine neue Logistik und Infrastruktur erhalten. Schmid sagt zwar über sich selbst, dass er nicht die Absicht habe "Winzer zu werden", hat aber offensichtlich Geschmack daran gefunden, der Ecke um den Nussdorfer Pfarrplatz neues Leben einzuhauchen.
Die neue Grinzinger Winzergruppe
Weiter oben hingegen, in Grinzing selbst, ertönten lange Zeit nur die Schwanengesänge eines sterbenden Kultortes. Es gebe kaum noch echte Heurigenbetriebe, wurde von den Akteuren selbst lamentiert, und historische Gebäude würden vernichtet. Die Stadt tue nichts, um das historische Grinzing zu schützen, lautete die Anklage. Eine Gruppe von Lokalbetreibern und Promis rund um Franz Hengl forderte, der Weinort müsse Unesco-Weltkulturerbe werden. Jetzt allerdings fand sich ein Kreis junger und aktiver Winzer in Grinzing, die von diesem Krankjammern genug hat – und nun gemeinsam gegensteuern will. Einer der Anlässe, bei der die Weinbauern und Heurigenwirte beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann, war die 100-Jahr-Feier des Weinguts Cobenzl – die Erneuerungskraft des Stadtwinzers Thomas Podsednik wirkte offenbar ansteckend.