Die feierliche Grundstein-"Schüttung" in Wien-Mitte – unter anderem mit Minister Werner Faymann und Bürgermeister Michael Häupl (links).

Foto: Standard/Christian Fischer

Aufgeregte Bürgerinnen sind gegen die Schließung der Markthalle im Bahnhof Wien-Mitte. Standbesitzer wurden mit der Schließung überrascht, erhielten aber Abfindungen.

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Visualisierung des neuen Bahnhofs Wien-Mitte.

Visualisierung: beyer. co.at
Wien – Die Dame in Rot geht eiligen Schrittes auf das Festzelt beim Bahnhof Wien Mitte zu, hinter welchem sich Infrastrukturminister Werner Faymann (SP), Thomas Jakoubek von der BAI (Bauträger Austria Immobilien), Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) und BA-CA-Vorstandsvorsitzender Erich Hampel zur Grundsteinlegung für den neuen Bahnhof Wien-Mitte versammelt haben. "Ja, ja, wir im 3. Bezirk sind es gewohnt, dass alles ein bisschen länger dauert", sagt sie hintergründig.

Damit dürfte sie recht haben, hat doch der Plan des Bahnhofsüberbaus 1989 noch neun Türme vorgesehen (siehe Chronologie). Auch Häupl merkte am Donnerstag an: "Gut Ding braucht Weile". Nachdem am Donnerstag der Grundstein gelegt und die Fertigstellung für 2011 angekündigt wurde, dürfte ein Ende der Wien-Mitte-Story in Sicht sein. Die Wände der Bahnhofsüberbauung werden Ende des Jahres eingerissen. Ab 2008 wird der geplante U-förmige Bau mit einem 70 Meter-Hochhaus Gestalt annehmen. Der öffentliche Verkehr – U-Bahn, S-Bahn sowie der Flughafendirektzug CAT – wird währenddessen weiter fließen. Der Bau des 127.000 Quadratmeter großen Areals (Bruttogeschoßfläche) kostet voraussichtlich 400 Millionen Euro. Die ÖBB sowie die Wiener Linien beteiligen sich mit 30, beziehungsweise 15 Millionen Euro. Zwei Drittel der Bürofläche (60.000 m2) sind laut Erich Hampel bereits vermietet.

Was die ungefähr 30 Bürger und Bezirkspolitiker der KPÖ, der ÖVP und der Grünen weit mehr interessierte, waren die 28.000 m2, die als Gastro- und Geschäftsfläche zur Verfügung stehen werden. Sie versammelten sich zeitgleich zur Grundsteinlegung vor dem Eingang zur Landstraßer Markthalle und protestierten gegen deren Auflösung. Den Spatenstich werten die Aktivisten als "zum Grab der Markthalle" gehörig. "Am 7. Februar 2007 haben die Angestellten – nicht einmal die Standbesitzer! – die Information über den Abbruch und die Schließung der Markthalle bekommen", sagt eine Frau empört über die "Arroganz" der Bauträger und der Stadt. "15.000 Menschen haben für den Verbleib der Markthalle unterschrieben. Aber was kümmert das die Stadtregierung, wenn keine Wahlen anstehen?" lautet der Vorwurf der Bürgerbeteiligungsplattform "Aktion 21". Die Abfindungen für die Standbesitzer seien teilweise gut ausgefallen, jedoch auch unfair, denn "es wurde nach Standgröße abgerechnet. Ein Standler, der 25 Jahre da war, hat die gleiche Summe bekommen wie jemand, der nur wenige Jahre einen Platz hatte", sagt Herta Wessely von der Aktion 21.

"Es gibt eine Einladung an die Standler, sich an der neuen Mall zu beteiligen. Mit 45 von 49 haben wir uns schon geeinigt", sagte Häupl. (Marijana Miljkoviæ, DER STANDARD - Printausgabe, 12. Oktober 2007)