Schwammerlgeschichten in Briefform...

Foto: Der Standard/Matthias Cremer

Seit März dieses Jahres darf Ihr Grünzeug an dieser Stelle wuchern und Blüten tragen. Seither gibt es auch einen intensiven Austausch mit gärtnerisch engagierten Leserinnen und Lesern. Hinter den Kulissen werden bereits Samen getauscht und vergleichende Paradeisverkostungen organisiert und natürlich Leserbriefe geschickt. Eine kleine Auswahl davon wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.

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Einheirat in den Schwammerlclan

Sie haben Recht - nein, nicht ganz. Schwammerlsucher sind nicht asozial. In den Familienclans werden die Schwammerl und Pilze gerne weitergereicht. Nur an Fremde eben nicht, und schon gar nicht an jene von anderen Bundesländern, die unsere Wälder ausrauben wollen ... (Scherz). Oma und Mutter zeigten uns die ergiebigsten Plätze - und wir haben noch weitere entdeckt. Es gibt nichts Schöneres! Aber da unser vermeintlicher Clan nicht so asozial ist, haben wir uns gedacht, wir lassen Ihnen etwas von unserer steirischen Ernte zukommen. Ein paar getrocknete Totentrompeten (hervorragende Würzpilze, mindestens so wertvoll wie Steinpilze), ein paar getrocknete Steinpilze und Maronenröhrlinge. Mit Parasolen können wir leider nicht dienen - die sind ja nur frisch ein Erlebnis. Da haben wir übrigens auch ein gutes Platzerl. Aber keine Sorge: Nicht jedes Jahr gibt so viel her.

Ach, und noch etwas bezüglich Einheirat in einen Schwammerlclan: Unser Bruder/Sohn ist noch frei. Also wenn Sie Interesse an Schwammerln hätten ...?
Natascha & Erika Seidl/Gleisdorf

I bin da Weg

Wir hatten bis vor zwölf Jahren ein Sommerhaus in Kemeten bei Oberwart, Mittelburgenland. Dort war unser Nachbar ein Herr Sommer, geboren um 1900, noch ein echter Analphabet. Von Beruf war er "Schweizer", das heißt Melker bei der Herrschaft, also beim Grafen. Er war ein begeisterter und begabter Schwammerlsucher, seine Favoriten waren die seltenen grünlichen Kaiserlinge. Er nannte sie Koadling.

Wie jeder echte asoziale Schwammerlsucher verriet er natürlich nie die Plätze.

Als er aber schließlich zu alt und gebrechlich war, um noch selbst auf die Suche zu gehen, konnte ihn seine Frau endlich dazu überreden, uns seine Plätze zu verraten. Mit feierlicher Miene stellte er sich in seiner kleinen Küche hin und sagte zu meiner Frau: Hiaztn pass guit auf! I bin da Weg! Dann begann er einige Schritte vorwärts zu gehen, machte plötzlich eine Wendung nach rechts, ging zwei Schritte, dann kam ein abrupter Stop, jetzt vier Schritte halblinks, dann wieder eine scharfe Rechtskurve. So ging das gute fünf Minuten, während er voll konzentriert zu Boden blickte. Dann blieb er stehen, und mit triumphierendem Ausdruck deutete er auf den Küchenboden und sagte: Da waxens, wanns waxaten!

So, nun wissen Sie es auch!
Leo Reiffenstein/Bildein

Im Tarngewand am Abernten

Habe gerade Ihren Artikel über die Sonnenschirme gelesen. Musste sehr darüber lachen und konnte mich darin wiedererkennen, obwohl ich noch kein Pensionist bin. Wir gehen schon so weit, dass wir uns vor Fremden verstecken, in unseren Tarngewändern, während wir am Abernten sind.

Auch mit Funkgeräten wurden wir schon gesehen, um den Partner vor etwaigen Feinden zu warnen.

Pilzplätze werden, wenn überhaupt, nur an absolut würdige, befreundete Pilzologen verraten, oder an "Blindgänger".

Übrigens, die Jagdgründe auf den Urgesteinsböden rund um Neunkirchen sind momentan sehr ertragreich.

Liebe Grüße aus dem Wald Harri Hofer/Neunkirchen