"Es ist noch ein weiter Weg dorthin", sagte Claus Zeppelzauer. Der Bereichsleiter Unternehmen & Technologie der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Eco plus meinte den erwünschten Wandel des Bundeslandes vom Agrar- zum Technologieland. Vielfach passiere Forschung noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weshalb er sich mehr Promotion für den Forschungsstandort wünscht.

Sein Mitdiskutant Dieter Falkenhagen, Leiter des Zentrums für Biomedizinische Technologie an der Donau-Universität Krems, fand dagegen nur lobende Worte im Rahmen der Eco-plus-Jahrestagung: "Die Forschung in Niederösterreich steht sehr gut da." Sorgen mache allerdings der Mangel an jungen Forschern und Spitzenkräften. Ein Problem, das auch vor den Christian Doppler Labors nicht halt mache, wie Elvira Welzig, stellvertretende Generalsekretärin der Christian Doppler Forschungsgesellschaft, meinte: "Wir versuchen dem entgegenzusteuern, indem wir auf Vernetzung setzen. Unsere Mitarbeiter bekommen die Möglichkeit, sich international umzusehen und sich so neue Ideen zu holen."

Bei der Ideenfindung allein wird es wohl nicht bleiben. "International ist ein Ringen um die besten Köpfe ausgebrochen", berichtet Gerhard Nauer, der, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für angewandte Elektrochemie (Echem) in Wiener Neustadt, das kürzlich bei der von Wirtschafts- und Infrastrukturministerium finanzierten Comet-Ausschreibung für die K2-Zentren scheiterte, aber eine Einladung erhielt die kleinere Variante, das K1-Zentrum, umzusetzen. Sein schon hinlänglich bekanntes Rezept: "Man braucht gute Leute, die den Standort attraktiv machen." Eine Meinung, der sich auch Falkenhagen anschließt: "Ein Topmann zieht meist weitere gute Leute nach sich." Nauer einschränkend: "Diese Attraktivität muss allerdings erst aufgebaut werden."

Hans Rinnhofer, Geschäftsführer der Austrian Research Centers in Seibersdorf, verweist auf die Notwendigkeit von besseren wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Rahmenbedingungen: "Wir müssen Cluster sowohl von Wissenschaftseinrichtungen als auch Wirtschaftsunternehmen bilden, die den Nährboden für unsere zukünftige Forschung darstellen." Schließlich würde Wissenschaft nicht im luftleeren Raum passieren.

Ista in Maria Gugging

Große Erwartungen setzt man in Niederösterreich auf das Institute for Science and Technology Austria (Ista), das in Maria Gugging in Klosterneuburg entstehen soll. Haim Harari, Vorsitzender des Internationalen Komitees zur Errichtung von Ista, war bei der Jahrestagung Gast, betonte, dass die Wissenschaftersuche für die Elite-Uni gerade am Anfang besonders schwierig sei. Hervorragende im Ausland tätige Österreicher hätten aber bereits Interesse angemeldet.

Als ehemaliger Präsident des israelischen Weizmann-Instituts wisse er zudem, wie man die Topleute schließlich auch halten könne: "Man muss die Forscher auch am wirtschaftlichen Erfolg ihrer Tätigkeit teilhaben lassen." So könne verhindert werden, dass diese mit "einem Patent davonrennen". Außerdem müsse Grundlagenforschung ohne Vorgaben geschehen - selbst wenn diese, wie er selbst betonte, "so nutzlos erscheine wie Musik". Denn oftmals entstünde aus dem scheinbar Wertlosen ökonomischer Mehrwert: "Das Weizmann-Institut verdient an seinen weltweit patentierten Erfindungen jährlich hundert Millionen Dollar." (Markus Böhm/DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2008)