Aus dem Klassenzimmer der 4a tönen Beatles-Songs, an der Wand hängen Plakate mit spanischen Sprüchen. Dass die Komensky-Schule eigentlich tschechisch ist, fällt zuerst nur beim Blick auf die Türschilder auf. "Die Schüler proben für den internationalen Tag der Sprachen morgen. Dazu führt jede Klasse ein Stück auf", erklärt Jana Hanzl, Direktorin der Volks- und Sekundarschule. Deshalb probt die erste Klasse einen Stock tiefer bereits slowakische und deutsche Gedichte.

"Keine Schule der Diplomaten"

Den Rest des Jahres bleiben Tschechisch und Slowakisch die Schwerpunkte des Schulvereins "Komensky" im dritten Wiener Gemeindebezirk. Die Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht bietet den gesamten Bildungsweg vom Kindergarten bis zur Matura. Der Kindergarten und die bilinguale Volks- und Sekundarstufe befinden sich im Hauptgebäude am Sebastianplatz, das Oberstufenrealgymnasium in der Schützengasse.

Die Erstklassler üben ein slowakisches Lied.
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"Die Schule wurde 1872 gegründet, bis dahin gab es keine eigene für die Tschechen in Wien", erzählt Karl Hanzl, der den Verein seit 15 Jahren leitet. Benannt wurde die Schule nach dem tschechischen Philosophen Johann Amos Comenius. "Die Eltern wollen vor allem, dass ihre Kinder die Sprache beibehalten."

Von den 411 SchülerInnen haben 90 Prozent laut Vereinsleiter Hanzl einen tschechischen Hintergrund. Unter ihnen gibt es laut Hanzl sowohl Kinder, die nur Tschechisch oder nur Deutsch sprechen, oder auch andere Ostsprachen. Doch immer häufiger schicken auch Familien ohne tschechische oder slowakische Wurzeln ihre Kinder in die Komensky-Schule, "weil unser Ruf gut ist und slawische Sprachen im Kommen sind." Die SchülerInnen kommen deshalb nicht nur zahlreich aus Österreich, sondern sogar aus Asien.

Der Schulverein ist zwar privat, eine Elite wolle man hier jedoch nicht ausbilden, betont Hanzl: "Wir sind keine Schule der Diplomaten. Und wir versuchen, die Schulbeiträge gering zu halten." Pro Kind zahlen die Eltern maximal 120 Euro monatlich, die Hortbetreuung ist inkludiert. "Im Vergleich zu anderen Privatschulen der Stadt ist das sehr günstig. Außerdem haben wir ein internes soziales Auffangnetz", so der Vereinsleiter.

Karl Hanzl, Jana Hanzl und Helena Huber wollen an ihrer Schule keine Eliten bilden.
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Sprachenunterricht in Teams

Im Kindergarten gibt es keine offizielle Sprache – dass Tschechisch überwiegt, ist jedoch nicht zu überhören. "Die Jüngsten gehen mit der Sprache am Unkompliziertesten um", berichtet die Schuldirektorin Jana Hanzl. "In der Pause sprechen die Kinder die Sprache, die sie am besten beherrschen."

Der Basisunterricht in der Volks- und Sekundarstufe ist Tschechisch beziehungsweise Slowakisch. Fünf Stunden Sprachunterricht haben die Volksschüler wöchentlich. In der ersten Klasse wird nur zwei Stunden Deutsch unterrichtet, ab dann mindestens fünf Stunden. Dafür steht eine zusätzliche Teamlehrerin zur Verfügung. In der Unterstufe sind alle 26 LehrerInnen zweisprachig, in der Oberstufe spricht von 19 LehrerInnen die Hälfte beide Sprachen.

Im Kindergarten gehen die Kinder am Unkompliziertesten mit der Sprache um.
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In der Oberstufe verlagert sich der Sprachenschwerpunkt etwas: Der Unterricht findet hier zur Hälfte in Deutsch und Tschechisch statt. "In den Pausen hört man Deutsch genau so oft wie Tschechisch", berichtet Helena Huber, die Direktorin des Oberstufenrealgymnasiums.

Große Nachfrage

Bilingualer Unterricht mit Team-LehrerInnen ist nicht das einzige, was die Komensky-Schule von öffentlichen Schulen unterscheidet. Hier ist die Klassenschülerhöchstzahl 25 bereits Realität. Nur in der Volksschule werden pro Schulstufe zwei Klassen angeboten, mehr kann sich der Verein derzeit nicht leisten: "Wir sind schon überlastet", klagt Huber. In der Oberstufe habe man schon einen Überhang.

Ein einfacher Wechsel in die Komensky-Schule ist den LeiterInnen dennoch wichtig: "Das erschwert uns die Arbeit zwar etwas, die Eltern haben es dafür aber leichter", so die Direktorin. Dass die Kinder vom Kindergarten bis zur Matura bleiben, kommt häufig vor: Laut Vereinsleiter Hanzl macht diese Gruppe ein Drittel der Schule aus.

Unterrichtet wird in der Volksschule mit tschechischen Büchern.
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Das Schulgebäude am Sebastianplatz wird in kleinen Teilen renoviert, erst vor einigen Wochen wurde der neue Turnsaal in Betrieb genommen. Was der Schule laut Hanzl fehlt, ist Platz für die SchülerInnen – und Geld, um diesen zu beschaffen. 1, 2 Millionen Euro muss der Verein mit 70 MitarbeiterInnen jährlich für Betriebskosten aufbringen. Neben den Schulbeiträgen wird der Verein durch Spenden und Raumvermietung finanziert. Außerdem verhandelt Karl Hanzl mit dem Unterrichtsministerium, um an Förderungen zu kommen. "Momentan sind wir in einer guten Phase", sagt er über die Beziehung zum Ministerium. Vorstellbar wäre für ihn, dass der Verein wie die Pflichtschulen Schulsprengelbeiträge erhält. "Damit könnten wir uns bereits gut finanzieren", rechnet Hanzl vor.

Den Erfolg der Schule sehen die beiden Direktorinnen übrigens nicht nur im Sprachenangebot: "Alle Bildungseinrichtungen unter einem Dach und ganztägige Betreuung – das kommt vor allem berufstätigen Müttern gelegen." (Elisabeth Oberndorfer/derStandard.at, 9. Oktober 2007)