"In meinen Genen"
Der Fünfzigjährige ist seit 2002 Bürgermeister der etwa 1.440 Einwohner aus Deutsch Tschantschendorf, Hasendorf, Kroatisch Tschantschendorf, Punitz, Tobaj und Tudersdorf. Vor seiner Wahl war Kertelics Obmann, Gemeinderat und Ortsvorsteher. "Mir liegt das Politische im Blut", sagt er. Genauso wie die Partei. Kertelics kandidiert für die ÖVP, weil das "in meinen Genen ist." Dennoch sieht er sich nicht als Parteisoldaten. In erster Linie vertritt er seine Gemeindebürger, erst in zweiter die Partei. "Man braucht eine Plattform, um was durch zu setzen", sagt er. "Aber ich nehm mir kein Blatt vor den Mund, wenn mich was stört." Als schwarzer Bürgermeister in einem Bundesland mit einer absoluten roten Mehrheit "ist es nicht einfach. Da werden Termine oft verschoben, in verschiedenen Bereichen werden wir benachteiligt bzw. müssen härter um was kämpfen."
"Der tut sich was an"
Er sieht müde aus. Als er seine Wahlkampftour unterbricht, um beim Schnitzelessen des Singkreises Punitz eine kurze Pause einzulegen, kommt von jedem der gut gefüllten Tische ein lautes "Griaß sie, Herr Bürgermaster." Die Bevölkerung scheint zufrieden mit ihrem obersten politischen Vertreter. "Der tut sich ja was an", befindet ein älterer Herr. "Für mi wär das nix, jedes Wochenende auf a Veranstaltung, immer mit den Leuten reden." In den letzten fünf Jahren hat er erst zwei Veranstaltungen ausfallen lassen, erzählt Kertelics. Einmal eine Gemeinderatssitzung und ein anderes Mal eine Preisverleihung des Sportvereins. "Da heißt es gleich: wo ist schon wieder der Bürgermeister?", sagt er. "Man steht immer im Schaufenster, nix darf man sich erlauben." Auf seiner Tour hat er wieder zu rauchen begonnen, fast in jedem besuchten Haushalt wird ihm ein Schnaps serviert. Aber sein Konzept scheint aufzugehen: "Ich war schon immer bei der SPÖ. Aber beim Bürgermeister bin ich für ihn, für unseren", sagt eine sechzigjährige Wählerin am Rande von Punitz. "Das ist ja logisch."
Keine Plakate, keine Flyer
"Diese Wahl ist eine Persönlichkeitswahl", sagt Kertelics. Er hat keine Plakate drucken lassen, verteilt keine Flyer. "Das brauch ich nicht und verschandelt nur die Gegend. Jeder Bürger kennt den Bürgermeister", sagt er. Und umgekehrt. Kertelics kennt seine Gemeinde gut, jeder Feldweg ist ihm vertraut. Er weiß um den Zustand jedes der Häuser, die in seinem Verantwortungsbereich liegen. Die vernachlässigten, heruntergekommenen Höfe ehemaliger Bauern, die ob ihres Alters den Betrieb einstellen mussten. Bauernhäuser, mit riesigem Zubau für die Kinder und Enkelkinder und neue Fertigteilhäuser, vorwiegend Zweitwohnsitze für Stadtmenschen. In jedes Haus geht er hinein, in manchen bleibt er länger, andere verlässt er gleich wieder. Die meisten Leute freuen sich über seinen Besuch. "Rausgehaut hat man mich noch nie", sagt er. Am Land hat die Position des Bürgermeisters noch eine ähnliche wie die des Pfarrers oder Lehrers. Man sonnt sich gerne in seinem Glanz, erzählt gerne von seinen Problemen. "Es ist nicht immer einfach", sagt Kertelics. "Man muss sich in jedem Bereich auskennen - Gesundheit, Wirtschaft, Landwirtschaft."
Gute Chancen