Der Wildpark Cumberland in Grünau im oberösterreichischen Almtal setzt in bester Tradition die Verhaltensforschung eines Konrad Lorenz fort, allerdings kann man der erfinderischen Intelligenz der Raben mittlerweile mindestens genau so viel abgewinnen wie seinerzeit der "sozialen Kompetenz" der Graugänse. Und "in bester Tradition" hat heute nicht zuletzt zu bedeuten, dass man sich nun auch bereitwilliger den Fragen der Besucher stellt, die sich oft um die Nähe Konrad Lorenz' zur nationalsozialistischen Ideologie drehen.
Man bemüht sich hier seit längerer Zeit gleichsam um den Schutz von Arten, die nicht zwangsläufig Namensgeber für das "Tal der Vögel" sind. Denn längst haben hier nicht nur die Graugänse ein Zuhause gefunden, schmackhaft soll das 60 Hektar große Gelände auch den heimischen Raubtieren wie dem Luchs, dem Iltis oder auch den Braunbären und den von Aussterben bedrohten Urwildpferden gemacht werden.
Als besonderes Problemkind hat sich dennoch der Waldrapp herausgestellt, ein eigentlich in Mitteleuropa bereits ausgestorbener und beeindruckend großer Ibisvogel. Nur 23 Exemplare konnte man bisher dazu bewegen, sich hier dauerhaft niederzulassen. Ein schwieriges Unterfangen, denn dafür muss den letzten 200 in natürlicher Umgebung verblieben Wildvögeln in Marokko nun regelmäßig mit Leichtflugzeugen eine neue Zugroute über die Alpen beigebracht werden.
Die Mühlen mahlen
Zum Urbestand des Wildparks gehört freilich die Konrad-Lorenz-Forschungsstelle selbst, eine universitätsnahe, aber private Einrichtung der Zoologie Wien, die sich über öffentliche Gelder vom Bund und vom Land Oberösterreich finanziert. Vieles hat sich geändert seit der der Zeit, als Konrad Lorenz Grünau zu seiner Wahlheimat machte, unverändert schön ist zum Glück das weitläufige Forstgelände mit seiner alten Mühle geblieben. Ein Umstand, den sich auch der Förster Fritz Wolf zunutze macht, wenn er im Rahmen der "Konrad-Lorenz-Wochen" mit den Familien durchs Unterholz streift, um den Lebensraum der Wildtiere aus seiner Sicht zu beschreiben. Und Getrude Drack übernimmt dabei den Part, den Besuchern zu erklären, warum sich der neu zugezogene Waldrapp ständig verbeugt, was seine kehligen Laute zu bedeuten haben und wie schwer der gesellige Vogel außerhalb einer Kolonie in Brutstimmung kommt.
Der Wildpark Cumberland selbst ist kein schwieriger: Zunächst einmal bleibt er das ganze Jahr geöffnet, jeden Dienstag ab 15 Uhr steht zusätzlich ein Mitarbeiter der Forschungsstelle zur Verfügung, der aktuelle Projekte und die Bewohner des Almtals fachkundig vorstellt.